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Mit Salewa am Ortler

Im September durften wir Teil des Salewa Ortles Camps in Südtirol sein. Auf der Julius von Payer Hütte und im Ortlergebiet gab es bei frostigen Temperaturen und erstem Schneefall viel Gelegenheit, die neue Ortles-Kollektion zu testen.

von SPORT SCHUSTER

Aufnahme der wolkenverhangenen und eingeschneiten Ortler Nordwand
Foto: André Tappe
Salewa hat geladen und wir sind dem Ruf gerne gefolgt. Ein Produkttest am Ortler - dem höchsten Berg Südtirols, das ist schon ein Highlight für sich! Sulden empfängt uns bereits im herbstlichen Nachsaison-Schlaf. Kein Wunder, ist doch auch die Wetterprognose für die kommenden Tage eher verhalten. Kalt wird’s… richtig kalt und schneien soll es auch. Ganz ideal für uns, um die neue Salewa Ortles Kollektion am namensgebenden Berg zu testen.

Ankunft in Sulden

Nach einem herzlichen Willkommen im Hotel folgt ein kurzes Kennenlernen und – nach der Ausrüstungsausgabe - der theoretische Teil. Eine ganze Kollektion voller Innovationen, darüber gibt es schließlich so einiges zu erzählen. Welche Idee steckt dahinter, welche Besonderheiten wurden bedacht und was gab es so noch nie? Der Ortles Guide 35 Rucksack erntet viel Zuspruch, da er wirklich von vorne bis hinten durchdacht ist. Auch die über einen Reißverschluss am Hinterkopf größenverstellbare Kapuze der Hardshell-Jacke bekam viel Anerkennung. Sehr überzeugend, das Ganze. Man spürte, dass viel Herzblut und Leidenschaft in die einzelnen Teile investiert wurde und es eine Kollektion von Alpinist*innen für Alpinist*innen ist.
Talansicht vom wolkenverhangenen Ortler, unten sieht man Wald, oben Fels und Eis.
Drama kann er, der Ortler. Foto: André Tappe
Irgendwann ist auch der spannendste Vortrag zu Ende und unsere illustre Truppe wird hungrig. Also Abendessen, ratschen und dann ruft auch schon das Bett. Am nächsten Tag steht schließlich der Aufstieg zur Payer Hütte an. 750 hm sollen es nur sein, da wir mit der Bahn ein wenig schummeln wollen, um oben etwas mehr Zeit zu haben. Zudem ist echt herausforderndes Wetter angekündigt. Schneefall bis ins Tal, Wind bis zur Sturmstärke und Temperaturen im deutlichen Frostbereich. Die Unternehmung Ortlerbesteigung steht auf der Kippe. Na mal sehen…
Eine Gruppe Menschen wandert durch eine bunte, alpine Herbstlandschaft.
Der Aufstieg zur Payerhütte beginnt kalt und herbstlich.
Foto: André Tappe

Geier am Ortler

Am nächsten Morgen stehen wir da, umrahmt von angezuckerten Riesen, die Spitzen alle halb verdeckt durch Wolkendramatik. Eigentlich schön, wäre da nicht unser Vorhaben! Der Ortler steckt irgendwo da oben in den Schwaden und geniert sich, will sich nicht so ganz offenbaren. Dann, an der Talstation der Bahn, beginnt es zu schneien und der Wind wird stärker. Höchste Zeit zu starten. Einziges Manko: die Bahn steht still. Auf Nachfrage erfahren wir, da geht heut gar nix.

Viele Bergsteiger in bunten Klamotten auf einer Bergflanke.
Es wird früh steil, auf dem Weg zum Ortler.
Foto: André Tappe
Also werden aus 750 ganz wundersam 1.200 hm und wir laufen los. Bergführer Franz und Kollegen voraus. Hilft nix. Die ersten 2/3 des Aufstiegs laufen sehr souverän, dann wird es felsiger und immer kälter. Schnee liegt auf dem Pfad und die dünnere Luft macht sich bemerkbar. Die Payer-Hütte liegt immerhin bereits auf über 3.000 Meter. Oben auf dem Kamm sind wir endgültig im Hochgebirge angekommen. Stück für Stück geht es, teils drahtseilgesichert und ziemlich vereist, weiter zur Hütte.
Ein Bartgeier im Flug vor dramatischen Wolken
Ein Bartgeier segelt am Kamm entlang.
Foto: André Tappe
Während wir auf die exponierte, traumhaft gelegene Payerhütte zusteuern, bleiben wir nicht unentdeckt. Zwischen den Felsen segelt ein Bartgeier im Aufwind auf uns zu. Diese majestätischen Vögel mit fast 3 Meter Flügelspannweite, wurden hier im Ortlergebiet erfolgreich wieder ausgewildert. Lediglich ein paar Meter entfernt fliegt das riesige Tier an uns vorbei. Beeindruckend!
Die Payerhütte am Ortler hoch oben auf dem Grat.
Majestätisch steht die Payerhütte auf ihrem Felszacken. Dahinter beginnt der felsige Aufstieg zum Ortlergletscher.
Foto: André Tappe

Ankunft und schlechte Neuigkeiten auf der Payer-Hütte

Nicht minder beeindruckend ist allerdings die Kälte und der immer stärker werdende Sturm. Die Klamotten sorgen zwar zuverlässig dafür, dass Wind und Wetter draußen bleiben, dennoch ist der Frost spürbar. Schritt für Schritt rückt die Hütte näher und schließlich stehen wir auf den ersten Stufen der Treppe, welche die letzten Meter hinauf zum Eingang führt. Ein schönes Ankommen, aber erste dunkle Vorahnungen, was den morgigen Ortler-Gipfelaufstieg angeht. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, versammeln wir uns in der warmen Stube und die Nachbarschaft des Ofens ist enorm begehrt. Der gemütliche Teil beginnt, vorher hat Franz allerdings noch eine Mitteilung zu machen. Oh-oh!

Blick zum verschneiten und vereisten Aufstiegsweg von der Payerhütte zum Ortler.
Diesmal leider nicht, Ortler.
Foto: André Tappe
Der Aufstieg zum Gipfel ist ernst, sagt er. Viel schwieriger als unter normalen Umständen. Der Gletscher ist blank, alles steinhart gefroren und der wenige Schnee des heutigen Tages verweht. Zudem ist der erste Aufstieg durch die Felsen völlig vereist. Der Aufstieg bleibt den sehr erfahrenen Hochtourengehern vorbehalten, alles muss sehr souverän ablaufen und Pausen sind allein aufgrund der Kälte kaum möglich. Das bedeutet wir sind raus, da sich unsere Hochtourenerfahrung auf weniger schwierige Gipfel bei Top-Bedingungen beschränkt. Mei, schade, aber muss man akzeptieren. Wir dürfen dafür ausschlafen und machen uns am nächsten Tag nach den Gipfel-Aspiranten auf den Weg nach Trafoi, einem Ort, unterhalb der Stilfser-Joch-Passstraße. Immerhin 1.600 hm Abstieg – auch ned nix!
Aufnahme auf den steilen und rutschigen Abstieg von der Payerhütte.
Beim Abstieg ist kurz Vorsicht geboten.
Foto: André Tappe

Wanderung nach Trafoi und Glücksbotschaften vom Ortler

Ausschlafen ist relativ, um 7:00 Uhr heißt es auch für die Wandergruppe raus aus den Federn. Nach dem Frühstück brechen wir auf und verlassen die schützende Hütte. Zweistellige Minusgrade und die Reste des nächtlichen Sturms blasen uns ins verschlafene Gesicht. Ein kurzes Gruppenfoto und los geht’s, Bewegung, Bewegung! Das erste Stück am Grat entlang zurück ist Vorsicht geboten. Der abschüssige Weg führt teils direkt an den Abbrüchen entlang und der immer wieder angetaute Schnee von gestern ist steinhart gefroren.

Ein Bergsteiger am verschneiten Grat vor der Payerhütte
Ein letzter Blick zur Hütte.
Foto: André Tappe
Nach etwa 15 Minuten verlassen wir den Kamm und biegen in die Flanke ein. Hier entspannt sich alles, wir sind etwas windgeschützt und der Weg wird einfacher. Ab hier heißt es einfach nur genießen. Wir steigen tiefer und tiefer, die eisigen Wände des Ortlers ständig steil und dunkel über uns. Der Gipfel immer noch in den Wolken, es sieht unangenehm aus. Wie es wohl den anderen geht? Bisher keine Nachricht.
Eine Gruppe Bergsteiger in sonniger, hochalpiner Berglandschaft.
Das Wetter wird deutlich freundlicher, die Salewa Ortles Gruppe hat Traumausblicke.
Foto: André Tappe
Nun aber weiter talwärts. Es schneit nicht mehr und ab und zu lässt sich die Sonne blicken. Dann reißt es am Ortler-Gipfel auf. Wir freuen uns für alle, die oben in Fels und Eis unterwegs sind. Wir passieren eine Hütte, sie hat bereits geschlossen. Dann eben eine kurze Pause daneben, mit Wasser und Müsliriegeln. Die Oberschenkel wollen kurz ruhen. Aber nun weiter, ein Stück haben wir schon noch vor uns. Unterhalb der Hütte beginnt die Baumzone, der Weg führt in traumhaften Lärchenwald. Die raren Blicke ins Tal sind immer noch tief, aber wir kommen gut voran. Stück für Stück, Kehre für Kehre geht’s bergab. Bis wir die Talsohle erreichen. Geschafft!
Mehrere Wanderer beim Abstieg durch dichten Bergwald
Durch dichten Wald geht's bergab in Richtung Stilfser-Joch-Straße.
Foto: André Tappe

Kurz darauf sitzen wir bei Schlutzkrapfen, Kaiserschmarrn und Kaffee erschöpft, aber glücklich zusammen und genießen den Blick zurück nach oben. Sieht frei aus. Kurz darauf kommt unser Bergführer Franz um die Ecke. Die ersten haben den Gipfel erreicht!

Am Ende des Tages sollten es alle schaffen. Ein wundervolles Wochenende und ein aufregendes Abenteuer geht zu Ende. Es hat uns auch ohne Gipfelerfolg viel Spaß gemacht und tolle Einblicke in die Ortles-Kollektion gewährt. Sehr überzeugende Sache! Danke an Salewa für die Organisation, die Bergführer für ihre richtigen Entscheidungen und die ganze Gruppe für das angenehme, lustige Miteinander. Schön war's!

>> Alpinbekleidung Salewa


Aufnahme einiger Trinkflaschen, die im Geröll stehen.
Foto: André Tappe