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Fernwandern auf dem E5

Eine Alpenüberquerung ist für viele Wanderer ein lang gehegter Traum. Eine sportliche Herausforderung und gleichzeitig ein großartiges Abenteuer, das lange in Erinnerung bleibt. Ein Klassiker unter den Alpenüberquerungen ist Oberstdorf – Meran, eine Teiletappe des Europäischen Fernwanderwegs E5. Bereits in einer Woche ist es möglich vom Allgäu nach Südtirol zu wandern.

von SPORT SCHUSTER

Bergblick in die Ferne mit einem aufgewühlten Himmel
Der Europäische Fernwanderwegs E5 überquert die Alpen in Nord-Süd Richtung von Konstanz am Bodensee bis nach Verona. Er führt über meist gut markierte Wege und gute 600 km weit. Vier Wochen sollten für die gesamte Tour eingeplant werden, neben guter Kondition, Bergerfahrung und der richtigen Ausrüstung.

Nun ist „Oberstdorf – Meran“ nicht ganz „Konstanz – Verona“. Aber es ist wohl eine der spannendsten und herausforderndsten Etappen dieser Alpenüberquerung und mit nur einer Woche Gehzeit auch für wandererprobte Transalp-Neulinge geeignet. Das haben auch die Alpinschulen und der Alpenverein erkannt. Diese „Alpenüberquerung light“ ist wohl weitaus häufiger begangen, als das lange Original. Es gibt zahlreiche Angebote für geführte Touren. Doch ist diese Etappe für erfahrene Wanderer auch in Eigenregie durchführbar.

Etappen und Herausforderungen

Üblicherweise wird diese Alpenüberquerung in 6 Etappen gegangen. Die Strecke verläuft auf Wanderwegen und alpinen Pfaden, mit teilweise durchaus anspruchsvollem Charakter. Bei Gehzeiten von 5 - 8 Stunden und 800 - 1200 hm Höhenmetern pro Tag. Um die Strecke tatsächlich in der kurzen Zeit zu schaffen, werden drei kurze Taxi- bzw. Busfahrten empfohlen. Diese sparen Kraft und Motivation, da sie lange Tal-Etappen abkürzen.

Die Spielmannsau bei Nebel
Die erste Etappe dieser Alpenüberquerung führt Euch von Oberstdorf durch die Spielmannsau bis zur Kemptner Hütte. Hier zeigt sich das Allgäu von seiner schönsten Seite. Diese erste Etappe ist mit 5 Stunden Gehzeit gut für die Eingewöhnung. Bereits am folgenden Tag wird die Deutsch-Österreichische Grenze überschritten. Die Zentralalpen kommen in Sichtweite und mit der Memminger Hütte ein spektakulärer Übernachtungsplatz auf 2242 m. Die dritte Etappe des E5 Fernwanderwegs von Oberstdorf nach Meran führt Euch bis hinunter in die Ortschaft Zams. Eine lange Etappe mit sehr vielen Tiefenmetern, die weniger Kondition als vielmehr gute Kniegelenke erfordert. Die Braunschweiger Hütte ist mit 2750 m der höchste Übernachtungsplatz auf der Strecke und liegt umgeben von imposanten Gletschern und mächtigen Gipfeln des Pitztals. In dieser Bergwelt wird auch der Weg anspruchsvoller. Besonders bei schlechten Witterungsverhältnissen oder Schnee ist hier Vorsicht gefragt. Der Weg führt wieder ins Tal hinab, kreuzt Sölden und steigt von Vent hinauf zur Martin Busch Hütte. In diesem Gebiet wurde der bekannte Ötzi, der Mann aus dem Eis, gefunden. Von hier aus beginnt die letzte Etappe auf dem Weg nach Meran. Die Italienische Grenze ist nicht weit entfernt und bietet mit der 3019 m hohen Similaunhütte einen weiteren Höhenrekord auf der Strecke. Und schon ist Italien erreicht! Der Abstieg zum Vernagt-Stausee im Schnalstal ist noch kurz anspruchsvoll und mündet dann in liebliche Südtiroler Wanderwege. Nach Meran ist es von hier nur noch eine kurze Busfahrt.
Abstieg zum Vernagt Stausee
Auch wenn diese Alpenüberquerung „nur“ eine Woche dauert, ist die Herausforderung nicht zu unterschätzen. Eine gute Vorbereitung, ausreichend Bergerfahrung und die richtige Ausrüstung sind essenziell. Im alpinen Gelände kann es immer zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten kommen. Besonders wenn man mehrere Tage unterwegs ist, spielen Witterung und die Belastung für den Körper eine große Rolle. Informiert Euch rechtzeitig und plant gewissenhaft, dann steht einem großartigen Bergerlebnis nichts im Weg.
Die Martin-Busch-Hütte bei Sonne

Freud und Leid

Viele Tage am Stück draußen unterwegs sein, tausende Höhenmeter steigen, sämtliches Gepäck selbst tragen und tagsüber allen Witterungen ausgesetzt sein – klingt erstmal anstrengend. Ist es auch! Sicherlich wird geflucht und gejammert. Gefroren. Geschwitzt. Gehungert. Es gibt Angst, Frust, Schmerz und Sorge. Gleichzeitig aber auch Stolz und Mut, Überwindungskraft und Ehrgeiz, Teamgeist und Leichtigkeit. Am Ende bleibt das Gefühl, zu Fuß nach Italien gelaufen zu sein….


Mehr Informationen, Kartenmaterial und Literatur zur Tour erhaltet Ihr bei unserer DAV Servicestelle im 4. Obergeschoss. Zur passenden Ausrüstung beraten Euch gerne unsere Experten im Haus.

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