Ganz nach oben - die Azubi-Tage 2021

    Montag, 13. September, 08:00 Uhr, Hauptbahnhof München - eine Gruppe junger Menschen steigt in den Zug in Richtung Klagenfurt. Nun, zugegeben, so beginnen keine Krimis, aber für unsere neuen Azubis war dies der Schritt in ein Abenteuer, von dem sie noch lange zehren können. Wie jedes Jahr luden wir alle Neuankömmlinge ein, zum Kennenlernen und Bergsporteln zwei Tage mit uns in die Berge zu fahren. Mit von der Partie: die französische Bergsportmarke Millet, welche den Ausflug seit Jahren organisiert.
    Damit hätte nun wirklich niemand gerechnet!

    Drei Stunden später steigt unsere kleine Gruppe, angeführt von Ausbildungsleiter Martin, in Dorfgastein aus, wo Verena von Millet uns direkt in Empfang nimmt, ins Auto verfrachtet und an die Kletterwand fährt. Grad war’s noch so gemütlich, was passiert hier?!

    Ohne Partnercheck geht's nicht an die Wand!

    Klettern bis zum Kuchen!

    Erwartet werden wir von Gerhard Angerer, Leiter der Alpinschule Angerer, der erst mal direkt was klarstellen muss: am Berg sagt man „Du“, gell! Dann gibt er eine kurze Einweisung ins Thema Klettergurte, Helme und Sicherungsmaterialien und los geht’s! Alles anziehen und rauf da! Nein, Stop! Ohne Partnercheck geht natürlich gar nix. Aber dann! Die Seile hängen bereits und schwupp, finden sich die Ersten am Fels wieder. Es ist jetzt kurz nach Zwölf, München liegt gefühlt in weiter Ferne. Gerhard und Verena, übrigens ebenfalls Angerer und das ist kein Zufall, Gerhard ist ihr Vater, überwachen alles mit aufmerksamem Blick. Gesichert wird von den Azubis selbst, dank moderner Sicherungstechnik und je zwei Personen pro Sicherungsgerät, klappt das auf Anhieb.

    Hochkonzentriert und Spaß dabei!

    Nach kurzer Scheu wird gespreizt, gestemmt und eingedreht was das Zeug hält, das Interesse am Klettern weicht der Unsicherheit und einige schaffen echt knackige Routen, an ihrem ersten Klettertag. Mittlerweile ist auch Didi von Millet eingetroffen, der uns die zwei Tage ebenfalls begleiten wird.

    Ganz schön cool, was der Tag so mit sich brachte. Auf geht's Markus!

    Auch das schönste Schnupperklettern findet irgendwann durch müde Finger und einen strammen Programmplan ein Ende. Kletterschuhe bitte zum Desinfizieren in einer Reihe aufstellen, Klettergurt und Helm packten alle ein, die wurden schließlich am nächsten Tag wieder gebraucht.

    Wir bezogen die Zimmer in unserer Pension und alle hatten ein wenig Zeit um zu duschen, kurz durchzuatmen und anzukommen, bevor der nächste Termin anstand: Kaffee und selbstgemachte Kuchen und Krapfen. Ein Stress ist das! Als alle zufrieden und fürs Erste gesättigt waren, wurde es theoretisch.

    Eine spannende Schulung

    Didi läutete die Schulung ein. Wer ist eigentlich Millet? Nach einer Vorstellung der mittlerweile 100-jährigen Traditionsmarke geht es ins Detail: Welche Funktionsbekleidung für was? Wo liegen die großen Vorteile von Gore-Tex, welche Gore-Tex Laminate gibt es und wie funktioniert diese Hochleistungs-Membrane? Zur Demonstration der Atmungsaktivität wurden an alle Test-Handschuhe verteilt, je einer aus hauchfeinem Gore-Tex Material, der andere aus einer Kunststoff-Folie. Überraschung! Die Hand in der Membrane blieb trocken, die andere begann sofort zu schwitzen und staute die Feuchtigkeit im Inneren.

    Dünner Handschuh, verblüffende Erkenntnis.

    Ein ähnlicher Versuch erwartete uns bei der Demonstration zu den Vorzügen von Primaloft, einem hochtechnischen Isolationsmaterial. Optisch an Watte erinnernd, zeigte sich bei der Becherprobe eindrucksvoll der wasserabweisende Effekt der Fasern. Das Wasser durchdrang das an sich offenporige Fasergeflecht nicht. Wow!

    Spannende Experimente. Wieso geht da nix durch?

    Zum Abschluss konnten alle noch zum Jackentest in den kühlen Gebirgsabend. Vielleicht stand auch ein Bobbycar vor der Pension. Vielleicht war die Straße abschüssig. Vielleicht hatten wir viel zu lachen. Aber das bleibt unter uns, ja?

    Der Extremsport-Abschnitt unserer Reise!

    Abendessen! Wir bekamen Klarheit über den Ursprung des stundenlangen Gehämmers aus der Küche. Die Pensionswirtin rief zu Schnitzel, Pommes und Salat. Klassiker. Lecker war’s und reichlich.

    Nach einem ereignisreichen, anstrengenden Tag und gutem Essen lässt eines in der Regel nicht lange auf sich warten: die Müdigkeit. So wurde aus unserem gemütlichen Beisammensein zum Tagesabschluss eher ein kurzer Ratsch, bevor sich alle auf ihre Zimmer zurückzogen. Schließlich mussten wir am nächsten Tag um 7:00 Uhr bereits beim Frühstück sitzen.

    Da rüber? Da rüber!

    Über wilde Zacken

    Wir waren früh im Bett und dementsprechend auch komplett versammelt um 7:00 im Frühstücksraum. Kaffee, Semmeln, wer wollte bekam auch noch Kuchen, dann mussten alle noch Proviant für den Vormittag einpacken. Um 8:00 drängten unsere Gasteiner Taltaxis Verena & Didi zum Aufbruch. Schließlich wollten wir mit der ersten Bahn rauf zur Schloßalm auf über 2.000 Meter.

    Ausgestattet für alles was da kommt.

    An der Talstation der Schloßalmbahn trafen wir auch Gerhard wieder, samt Klettersteigausrüstung. Die Gurte zogen wir gleich an, dann ging es nach oben. Bei Kaiserwetter! Die Region rings um die Schloßalm beherbergt einige Klettersteige von leicht bis richtig anspruchsvoll. Alle wurden von Gerhard selbst eingerichtet. Perfekt!  Gleich bei der Bergstation gab es eine Einweisung zum Material. Natürlich bereits am Übungsklettersteig, der sich über eine bodennahe Felsrippe zieht und ideal zum Üben des richtigen Umgangs mit den Klettersteigsets ist. Als alle das Handling sicher beherrschten wurde es ernst.

    So geht's!

    Nach 15 Minuten Zustieg erreichten wir die eigentliche Aufgabe dieses Tages. Ein steiler Grat voller Zacken und Türme zeichnete sich im morgendlichen  Gegenlicht schwarz vor uns ab. „Da rauf?“ „Ja, da rauf!“ erwiderte Gerhard unsere leicht verunsicherte Frage. Also gut, da rauf. Am Einstieg sah alles immer noch sehr steil, aber deutlich einladender aus.

    Gerhard, wie immer ganz lässig.

    Es gab für viele Passagen eine leichte und eine anspruchsvolle Variante. Zwei von uns fühlten sich nach kurzer Überlegung für den schweren Weg berufen. Sie machten den Anfang und meisterten die Einstiegsstelle mit Bravour. Alle anderen stiegen in den trittreicheren, einfacheren Weg ein. Das Sichern funktionierte einwandfrei, aber verdammt, ist das hoch! Der erste Felsturm war gleich die Feuertaufe der Tour. Ein alleinstehender Zacken mit extrem schmaler Spitze, über die der Weg unweigerlich führte. Alle stiegen sicher durch. Manche verwundert über sich selbst.

    OK, wow! Manche wählten den schwierigen Aufstieg und sahen dennoch entspannt aus.
    Gipfelfreuden

    Ein paar Ecken und Zacken weiter erwartete uns eine Überraschung. Eine Seilbrücke führte über eine Scharte. Man musste über das Drahtseil laufen, unter dem Hintern vor allem eines: viel, viel Luft. Also, was soll’s, kurz durchatmen und los ging’s. Der Nervenkitzel wurde schnell von ganz viel Spaß an der Sache abgelöst. Zack! Alle waren drüben. Geschafft!

    Eine Überraschung nach der anderen. Die Seilbrücke.

    Aber nein! Weitere Türme und Scharten später, wir wähnten uns bereits dem Gipfel nahe, war auf einmal Schluss. Was bitte ist DAS?! Über eine breite Senke führte eine Drahtseilverbindung, die war allerdings anders als die vorherige. Eine Seilrolle mit Kette baumelte vom oberen Drahtseil. Der Karabiner am anderen Ende kam an den Klettergurt, einmal mit viel Schwung abstoßen und ab ging die Fahrt nach drüben. Uff. Obwohl… jippieee!

    Schwung... und rüber!

    Jetzt war der Gipfel wirklich schon greifbar nah. Ein letztes Mal ans Drahtseil und über ein finales Klettersteigstück mit kleinen Überraschungen, wie einem weiten Spreizschritt mit Tiefblick erreichten alle glücklich das Gipfelkreuz. Was für eine Tour! Was für tolle Teilnehmer*innen, was für ein Erlebnis! Ein glückliches Gipfelfoto? Aber sowas von kein Problem!

    "Einfach rüberkippen!" Was?" "Rüberkippen!" "WAS?!!"

    Dann mussten wir uns leider schon wieder an den Abstieg machen. Der Zug wartet nicht. Wir wanderten über einen schönen Gratweg zurück zur Bergstation, mit letzten Blicken zu den vergletscherten Gipfeln des vor uns liegenden Tauern-Hauptkammes. Dann hieß es Talfahrt und Abschied nehmen. Von Verena, von Didi, von Gerhard und seiner Heimat, dem Gasteinertal. Unsere neuen Azubis sind in den zwei Tagen im September spürbar zusammengewachsen, haben sich gegenseitig unterstützt, auf sich aufgepasst und bekamen viel Einblick in die Materie, die ihren zukünftigen Arbeitsalltag beim Schuster in großem Maße bestimmen wird. Schlichtweg - sie wurden zum Team und Teil unserer großen Familie.

    Grad schön war's!

    Wir sagen herzlich willkommen und wünschen allen eine gute Ausbildungszeit. Wir freuen uns auf die kommenden Jahre mit Euch! Auch an Millet geht ein herzliches Dankeschön für ihren großen Einsatz! Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis für alle Beteiligten!

    PACK MA'S!

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    Das Sporthaus Schuster ist ein echtes Münchner Original. Fest verwurzelt am Marienplatz in München und in der alpinen Tradition. Es steht für Leidenschaft, Bergsportkompetenz und Menschen, die sich mit dem Familienunternehmen identifizieren. Kurz: für das Schuster-Wir-Gefühl seit 1913.