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Abenteuer & Vergnügen: 4 Wanderungen mit Kind

Wandern macht auch Kindern Spaß. Voraussetzung: abwechslungsreiche Wege und Spielmöglichkeiten. Vier Tourentipps von Eltern aus dem Sporthaus Schuster.

von SPORT SCHUSTER

Ein Kind steht am Rand einer moosigen verwunschenen Höhle und bewundert die gruen bewachsenen Felsen
Foto: André Tappe
Kinder lieben es, draußen zu sein. Und Kinder lieben Bewegung. Hauptsache, sie erleben etwas dabei. Gute Rahmenbedingungen für eine kindgerechte Wanderung bieten drei natürliche Bausteine: Wasser, Wald und Berge. Dabei sollten Eltern jedoch lange Zustiege und langweilige Wege vermeiden. Kinder finden sich nur selten damit ab, dass es nach zwei Stunden Forststraßenhatscher schöner werden soll …

Stattdessen ist Spannung gefragt, und zwar vom Anfang bis zum Ende. So wie an diesem Tag, als ich mit meiner Tochter in den bayerischen Voralpen unterwegs bin.

„Diesmal will ich allein durch den Bach!“, schreit sie. Mit glitzernden Augen und der Zunge im Mundwinkel steigt sie hochkonzentriert auf den ersten Stein. Es folgt der zweite, der dritte, die kleine Sandbank in der Mitte, jetzt noch ein paar Schritte über den alten Baumstamm balancieren – geschafft! Eine von vielen Bachquerungen ist bewältigt. Bald sind wir da, aber davor muss noch die „Felswand“ bezwungen werden.

Abends ist sie hundemüde, kann aber nicht schlafen, weil sie es nicht erwarten kann, am nächsten Morgen im Kindergarten allen von ihren Erlebnissen zu berichten.
Nahaufnahme, Mädchen fotografiert fasziniert.
Keine Lust mehr? Dann einfach mal Dinge von "den Großen" ausprobieren lassen. Am Ende entsteht vielleicht eine Leidenschaft fürs Leben. Foto: André Tappe
Schmale Pfade durch dichten Wald, hie und da ein Bach, an dem man Rindenboote schnitzen und auf die Reise schicken kann. Da vergeht das Wandern wie im Flug. Jede Biegung verspricht neue Entdeckungen, eine Kraxelpassage vielleicht, ein Wasserfall, ein Eichhörnchen. Drachen? Einhörner? Familienwanderungen bieten Stoff für Legenden!

Da ich nicht der einzige stolze Papa im Sporthaus Schuster bin, habe ich Kolleg:innen nach ihren liebsten Kinderwanderungen gefragt. Hier sind vier Touren voller Spaß und Naturgenuss für Groß und Klein.

Dichter Wald am Taubenberg

Der Taubenberg (896 m) ist eher ein kleiner Vertreter seiner Gattung, aber recht weitläufig und über große Flächen mit dichtem Wald bewachsen. Was dem Bergerl am Rand des Mangfalltals an Fels und Steinen fehlt, das macht es mit Wurzeln, Hohlwegen und vielen Bächen wett. Ein perfekter Spielplatz für kleine Entdecker.

Ein Weg, der sich durch dichten, bunten Herbstwald zieht.
Wald – vor allem im Herbst eine wahre Schatzkammer voller Fundstücke. Foto: André Tappe
Am besten startet man in Osterwarngau. Vom Parkplatz am Naturschwimmbad (das saubere, kalte Wasser im Becken wird von einem der Bäche gespeist). Einfach dem Weg in den Wald folgen, direkt in Richtung Taubenberggipfel oder über die Kapelle Nüchternbrunn. Von der Forststraße zweigen ständig kleine Pfade ab, die zwischen kleinen Bäumen und großen Tannen quer durch den Wald führen. Zwischendurch können immer wieder kleine „Canyons“ überquert werden, die von Bächen teils tief in den weichen Waldboden gegraben wurden. Perfekte Zwergenverstecke, natürlich. Oben am Taubenberg gibt es einen großen Aussichtsturm und ein Stück weiter den Berggasthof Taubenberg. Hier warten eine Menge Tiere auf die Kleinen und man kann lecker essen.

Anfahrt
Entweder von München kommend über die A8 bis Holzkirchen, von dort aus ca. 5 km Richtung Tegernsee. In Warngau der Beschilderung nach Osterwarngau folgen. 
Oder Mit der BRB direkt nach Warngau. Auch hier führen einige Wege auf den Taubenberg.

Tipp
Für zusätzlichen Abenteuercharakter sorgt ein einfacher Kompass – um aus der „Wildnis“ wieder herauszufinden. Größere Kinder können sich an ihren Rindenbooten ja auch schon mit dem eigenen Schnitzmesser versuchen. 

Über und in der Leutaschklamm

Nahe Mittenwald hat sich der Gebirgsfluss Leutasch tief in den Fels gegraben und eine wilde Klamm mit tiefen Gumpen, Wasserfällen und engen Schluchten entstehen lassen. Die Klamm lässt sich über drei Wege begehen und bestaunen. Der klassische ist der Wasserfallsteig, der tief unten auf Holzstegen zu einem 23 Meter hohen Wasserfall führt. Hier sollte trotz Geländer besonders auf kleinere Kinder gut geachtet werden. Die Holzsteige sind teils recht rutschig.

Am Einstieg zum Wasserfallsteig beginnt auch ein zweiter Weg, der Koboldpfad. Wenn man diesen im Uhrzeigersinn geht, wird auf vielen Infotafeln die Entstehung der Klamm erklärt und man erfährt viel Spannendes über die Sage. Der Pfad, der streckenweise auf gesicherten Eisenstegen hoch über der Klamm entlangführt, hat eine Länge von knapp 2 km.

Wer danach noch nicht genug hat, kann den Koboldpfad noch erweitern mit dem Klammgeistweg. Oder man startet am Parkplatz Leutasch. Zu Beginn wird auch hier die Sage über den Klammgeist erzählt, dann betritt man den schwindelerregenden aber bestens abgesicherten Steig weit oben über der Klamm. Insgesamt ist der Klammgeistweg ca. drei Kilometer lang.

Ein klarer Bergbach mit vielen großen Felsbrocken darin.
Foto: André Tappe
Anfahrt

Über die A95 nach Garmisch-Partenkirchen und von dort weiter nach Mittenwald. Dort entweder im Ortskern oder an der Sportanlage Riedboden parken. Der Weg zur Leutaschklamm ist (einigermaßen) ausgeschildert. 

Am Ende des Leutaschtals, bereits auf Tiroler Seite, gibt es auch einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz. Von hier aus startet auch die Tour über den Klammgeistweg.

Von München kann man auch in ca. 1:40 Stunden mit der Bahn nach Mittenwald fahren.

→ Alle Infos zur Leutaschklamm

In der wilden Wolfschlucht

Südlich des Tegernsees, kurz vor Wildbad Kreuth, erreicht man den Parkplatz Siebenhütten. Der ist Ausgangspunkt für ein ganz besonders uriges Abenteuer: die Wanderung in die Wolfschlucht. Das erste Stück Asphaltstraße ist schnell vergessen, und über den Waldweg erreicht man zügig Siebenhütten. Die idyllisch gelegenen Almhütten sind teilweise bewirtschaftet und laden zum Auftanken vor der eigentlichen Tour ein. Oder zur Belohnung danach, denn man kommt auf demselben Weg zurück.

Berghuette vor tiefem Wald
Kurz bevor es wild wird. Foto: André Tappe
Ab hier geht es zuerst kurz durch Wald bergauf, dann erreicht  man eine Alm auf der häufig Kälber weiden. Danach wird der Weg zum Pfad und führt immer weiter am Bach entlang auf die imposanten Blauberge zu. Irgendwann erreicht der Weg das Bachbett, und ab hier wird der teils breite, aber flache Bach im wilden Zickzack mehrmals auf Steinen überquert (wasserfestes Schuhwerk). Hier ist alles naturbelassen, es gibt keine Brücken oder Stege – für die Kleinen und viele Große ein echtes Abenteuer. Nach einigen Querungen zweigt links die kleine Wolfschlucht ab, für Kinder ein spannender Ort mit einem schnurgeraden, märchenhaften Wasserfall und einer weiteren Kraxeleinlage am Ende.

Geht man am Eingang der kleinen Wolfsschlucht vorbei und weiter, hat man nach ca. 15 Minuten die große Wolfsschlucht erreicht. Ab hier führt der Pfad steil nach oben in alpines Gelände. Ein Schild weist auf Gefahren hin, hier ist für Kinder Schluss, und auch Erwachsene benötigen Trittsicherheit und alpine Erfahrung. Die Umgebung ist aber auch hier unten sehr spektakulär.

Vom Parkplatz bis zum Ende der Schlucht ist man mit Kindern ca. 2 – 2 ½ Stunden unterwegs, je nachdem, wie viel unterwegs erforscht wird.

Wichtig
Wie man an den vielen Baumstämmen und Holzresten im Bachbett erkennen kann, ist die Tour nur etwas für gute Wetterverhältnisse! Bei plötzlichem Starkregen oder Gewitter wird der Bach, in dessen Bett man sich hier über weite Strecken bewegt, schnell zum reißenden Fluss mit wenigen Ausweichmöglichkeiten.   

An den Josefstaler Wasserfällen

Zwischen Schliersee und Spitzingsee liegen versteckt im Wald die herrlichen Josefstaler Wasserfälle.

Von Josefstal aus ist der erste und größte der Wasserfälle in knapp zehn Minuten zu erreichen. Hier darf erst mal gestaunt werden. Über einen schönen Pfad geht es von hier aus weiter bergauf, an weiteren, etwas kleineren Wasserfällen vorbei bis zu einer weitläufigen, ebenen Bergwiese, über die der flache, aber hier recht breite Hachelbach plätschert. Ideal für ein Picknick und ausgiebiges Geplansche am Wasser. Die Wiese ist gemütlich in einer halben Stunde erreicht.

Den Rückweg kann man über das Gebiet der Stockeralm (unbewirtschaftet) zu einer kleinen Rundtour ausweiten. Dazu einfach über den Steg, dem Weg und der Beschilderung folgen.

Anfahrt

Zuerst von München über die A8 bis Ausfahrt Weyarn, dann über Miesbach zum Schliersee, dort weiter Richtung Bayrischzell. Bei Neuhaus dann rechts in die Josefstaler Straße abbiegen. Am Ende der Straße geht's in Richtung Wasserfälle.


Lust bekommen? Dann steuert mit euren Kleinen die vier Ziele doch einfach mal an. Alles, was sie für ein Wanderabenteuer vielleicht noch brauchen, findet Ihr hier:

Kinderbekleidung

Kinderwanderschuhe