0 0

Trekking auf Island – der berühmte Laugavegur Trail

Der „Weg der heißen Quellen“ macht seinem Namen alle Ehre. Vier Tage durch das Isländische Hochland, durch weites, einsames Land, vorbei an Gletschern und blubbernden Schlammlöchern, durch Flüsse und Lavafelder, über Schnee und moosige Hügel. Die Vielzahl an geologischen Phänomenen ist unbegreiflich. Ein Trekkingabenteuer, das mit hiesigen Touren nicht zu vergleichen ist. Schuster Mitarbeiterin Barbara stellt Euch die Highlights vor und gibt Tipps für die Reiseplanung.

Eine Person blickt durch die Lavawüste nach Emstrur

Der Laugavegur in der Übersicht

Der Laugavegur ist ein Weitwanderweg im Süden von Island. Von den heißen Quellen in Landmannalaugar führt er durch atemberaubende Landschaft bis nach Þórsmörk. Wer hier noch nicht genug hat, kann den zweitägigen „Fimmvörðuháls“ anschließen und vorbei am Vulkan Eyjafjallajökull bis zum berühmten Skogafoss Wasserfall laufen.

Strecke: 52 km

Höhenmeter: 1.960 m

Etappen: 2 bis 4 je nach Kondition und Tourenplanung

Richtung: Landmannalaugar nach Þórsmörk, oder andersrum

Übernachtung: Zeltplätze an den Hütten oder in den Hütten. Wildcampen ist nicht erlaubt.

Verpflegung: Selbstversorger. An den Zeltplätzen gibt es Wasser

Markierung: Gut markiert. Nur bei extremem Nebel ist ein GPS hilfreich.

Schwierigkeit: Einfacher Wanderweg, je nach Witterung anspruchsvoller. Auch im Sommer größere Schneefelder. Mehrere Flussdurchquerungen.

Gefahren: Bei starkem Regen können die Flüsse stark anschwellen und die Durchquerung unmöglich machen. Unbedingt die vulkanische Aktivität im Auge behalten. Info unter safetravel.is

Reisezeit: Mitte Juli – Ende August

Tiere: Es gibt keine gefährlichen Säugetiere, wie Bären oder Wölfe. Doch die Mücken können eine Plage sein.

Wetter: Auch im Sommer kann es hier Schnee geben und sehr niedrige Temperaturen bekommen. Starker Wind und dichter Nebel können die Reise beschwerlich machen. Gute Ausrüstung ist essenziell.

Barbara ist vier Tage unterwegs auf dem Laugavegur

Abenteuer in vier Etappen

Landmannalaugar, Hrafntinnusker, Álftavatn, Emstrur, Þórsmörk. Isländisch ist als Sprache herausfordernd. Was wir mühsam buchstabieren, können wir kaum aussprechen. So fällt es auch schwer, sich die Namen der Hütten zu merken. Unsere Reise startet vier Stunden von Reykjavík entfernt in Landmannalaugar. Allein schon die Fahrt hier her ist ein Abenteuer. Die Hochlandbusse müssen auf ihrem Weg weit ins Hinterland Flüsse durchqueren und über schier endlose Schotterpisten fahren.

Wir starten in Landmannalaugar. Einige kleinere Hütten und ein Zeltplatz machen den Ort aus. Umfunktionierte Busse beherbergen einen Imbiss und das Mountain Mall bietet Möglichkeit für die letzten Einkäufe.

Die zum Teil schneebedeckte Landschaft und ein Wegweiser zeigt Laugavegur
Das große Lavafeld darf man nicht betreten
Der Laugavegur führt uns zu Beginn gleich durch einige der Highlights. Durch das große Lavafeld Laugahraun, über große Schneefelder, bunte Berge, zur heißen Quelle Storihver mit Schlammtöpfen, fauligem Schwefelgeruch und einer dampfenden Quelle. Die Landschaften könnten nicht unterschiedlicher sein. Diese erste Etappe führt uns kurz vor der Hütte Hrafntinnusker noch auf die Scharte des Söðull, mit 1.132 m dem höchsten Punkt der Wanderung. Inzwischen sind wir fast komplett von Schnee umgeben.
Die Landschaft ist vielzeitig mit Schnee, Eis, Moos und heiße Flüsse
An den folgenden drei Tagen kommen wir aus dem Staunen kaum raus. Wir queren riesige Schneefelder mit heißen Bächen darunter, gehen durch tiefe Schluchten, vorbei an moosigen Hügeln und wilden Flüssen. Wir durchschreiten eine Aschewüste, wandern vorbei an Vulkanen und durch liebliche Birkenwälder.
Schild beschreibt Flüsse queren und es gibt auch ein Bild vom Fluss

Queren von Flüssen

Im Vorfeld liest man so einiges über das richtige Queren von Flüssen. Schuhe aus. Hose hochkrempeln (oder ausziehen, je nach Wasserstand). Rucksackschnallen öffnen, alles wasserdicht verpacken, falls man doch ins Wasser fällt. Am besten hat man Trekkingsandalen und Wanderstöcke. Dann muss noch die richtige Stelle gewählt werden. Entgegen aller Intuition quert man Flüsse nicht an der schmalsten Stelle. Wir haben Glück: alle Flüsse, die wir auf dem Laugavegur queren begegnen uns mit moderaten Bedingungen. Das Wasser ist nur kniehoch, die Strömung stark aber nicht ernsthaft gefährlich. Die Temperatur ist die größte Herausforderung. Bei 12 Grad Außentemperatur, ohne Hose und kniehoch im 2 Grad kalten Gletscherfluss …  Am besten man informiert sich vorher über die Bedingungen.


Eine Person geht den Weg durch die Landschaft alleine

Zwischen Einsamkeit und internationaler Trekking-Community

Weltweit bekannt und doch findet man auf dem Laugavegur eine Einsamkeit, die in den heimischen Alpen undenkbar ist. Zwar tummelt sich am Start in Landmannalaugar noch eine bunte Mischung aus Tagestouristen und Weitwanderern, doch sobald wir die ersten Kilometer auf dem Treck hinter uns gebracht haben, sind wir allein mit den moosigen Hügeln. Hin und wieder sehen wir einzelne Wanderer. Aber sonst kaum ein Zeichen menschlicher Zivilisation. Kein Haus. Kein Auto. Kein Gipfelkreuz. Kaum eine Weggabelung.

Auf den Hütten und Zeltplätzen freuen wir uns über Gesellschaft. Wandersleute aus Deutschland, Frankreich, Israel, den Niederlanden und Amerika mischen sich. Wir sitzen zusammen am Tisch und tauschen Erfahrungen aus. Das gemeinsame Erlebnis eint und gibt ein schönes Gefühl der Verbundenheit. Essen wird geteilt, der Flachmann geht rum. Spätestens am zweiten Tag der Tour startet man nicht mehr allein.

Hraftinnuskar, die höchst gelegene Hütte auf der Tour

Schlafen und Essen auf dem Laugavegur

Auf dem Laugavegur gibt es einige Hütten mit angeschlossenen Zeltplätzen. Anders als in den Alpen sind die Hütten nicht bewirtschaftet. Bedeutet: keine warme Stube und auch keine Speisekarte. Lediglich ein Wärter, der einem die Regeln erklärt und ein Bett zuteilt. Die Waschräume und Toiletten sind meist im Außenbereich und die Betten bestehen aus Plastikmatratzen ohne Kissen oder Decke. Der eigene warme Schlafsack (und wer es bequem mag, auch ein Trekking Kissen) ist also Pflicht! Es gibt Küchen, in denen man sich kochen kann, oder - wie in unserem Fall – nur heißes Wasser für die Trekkingnahrung zubereitet.

Will man in einer der Hütten schlafen, empfehlen wir dringend vorab zu reservieren. Hier (https://www.fi.is/en/mountain-huts/hut-enquiry) kann man das online bequem vorher machen. Doch sind die Hütten oft lange im Voraus ausgebucht, da insgesamt wenig Kapazität ist und der Laugavegur sehr beliebt. Eine rechtzeitige Reiseplanung ist also essenziell. Manche der Hütten haben fest installiere Zelte, als Ausweichmöglichkeit. Sehr hilfreich, wenn man beispielsweise in nur 2 von 3 Hütten einen Schlafplatz bekommt.

Es gibt auch die Möglichkeit komplett zu zelten, allerdings nur an den bei den Hütten ausgeschriebenen Plätzen. Wildcampen ist nicht erlaubt. Nachdem die Temperaturen niedrig und das Wetter garstig sein können, ist zelten nicht unsere erste Wahl. Die romantische Vorstellung von lauen Nächten vor dem Zelt wird sicherlich nicht immer erfüllt.

Zelten in Alftavatn in einer wunderschönen Landschaft mit Bergen und Wasser
Essen bekommt bei einer Trekkingtour einen besonderen Stellenwert. Man muss einerseits ausreichend Kalorien zu sich nehmen und dennoch hart aufs Gewicht achten. Morgens Porridge, mittags Riegel und Nüsse. Abends gefriergetrocknete Trekkingnahrung. Nach spätestens zwei Tagen hängt einem das zum Hals raus und man wünscht sich sehnlichst frisches Gemüse oder Obst. Wir empfehlen das Essens-Allerlei etwas zu pimpen. Das gute-Laune-Snickers, Karotten als Snack, Datteln als Extra zum Frühstück. Auch ein Schlückchen Grappa am Abend hebt die Stimmung enorm.
Bier und Snacks
Ein Restaurant in Alftavatn
Unterwegs begegnen wir wahren Trekking Gourmets, wir sind beeindruckt und ein bisschen neidisch. Allem zusätzlichen Gewicht zum Trotz wird ein Kilo Käse ausgepackt, Tomaten, Gurke, ein ganzer Laib Brot. Die geführten Touren mit Gepäcktransport verderben allerdings die Preise. Pfannkuchen und Mangos zum Frühstück, abends wird Fisch gegrillt und Kuchen zum Dessert aufgetischt.

Die erweiterte Packliste

Packlisten für Hüttentouren gibt es viele. Doch beim Hüttentrekking auf Island gibt es einiges extra zu beachten. Nachdem die Hütten nicht bewirtschaftet sind, muss der Schlafsack selbst mitgebracht werden. Der klassische Hüttenschlafsack ist nicht ausreichend! Es braucht einen richtig warmen Schlafsack (und vielleicht sogar ein Reisekissen).

Auch das Essen muss getragen werden. Für vier Tage kommt einiges zusammen. Auch wenn es auf den Hütten Gaskocher gibt, so ist es nicht unpraktisch den eigenen dabei zu haben. So kann man auch mittags Tee kochen oder was warmes essen. Wasser bekommt man gut auf den Hütten. Es muss nicht gefiltert werden.

Die Kleidung sollte dringend den Temperaturen angepasst werden. Auch im Sommer kann es Schnee geben, eisigen Wind, oder Dauerregen. Eine gute Ausrüstung ist hier essenziell. Regenhose, Regenjacke, gute Isolation und wärmende Merinowäsche. Für das Queren der Flüsse empfehlen wir Trekkingsandalen oder Barfußschuhe.

Mückenschutz kann ein wichtiges Thema sein. Bei unserer Tour war es so windig, dass jede Mücke gleich davon geweht wurde. Wir haben uns aber sagen lassen, dass es eine wahre Plage sein kann.

Auf den Hütten gibt es keine Möglichkeit das Handy aufzuladen. Daher dingend die Powerbank mitnehmen. Es ist zwar ohnehin kaum Netz unterwegs – doch wer die Bilder mit dem Handy macht braucht sicherlich mehr, als eine Akkuladung.

Worauf man gut verzichten kann, ist die Stirnlampe. Im Sommer wird es auf Island kaum dunkel. Für empfindliche Wanderer wäre dann ehr die Schlafmaske sinnvoll, da nicht alle Fenster (oder Zelte) so stark abgedunkelt werden können.

Das macht den Rucksack voll. Wir empfehlen ein Volumen von 50 bis 60 Liter für die Tour und raten den Rucksack unbedingt vorher auf einer Tour mit Originalgewicht zu testen. Ein Gewicht von 12-15 kg sind die wenigstens von uns gewohnt. Da ist es essenziell, sich auf den Rucksack verlassen zu können. Insgesamt kommen wir auf gute 12 kg ohne Wasser. Das Gute ist, mit jedem Tag wird der Rucksack leichter.

Fazit

Eine Beeindruckende Weitwanderung! Die Andersartigkeit und Vielfalt der Landschaft ist mit nichts im Alpenraum zu vergleichen. Bei guter Vorbereitung und der richtigen Ausrüstung ist der Laugavegur ein unvergleichliches Erlebnis.

Wir beraten euch gerne, wenn es um die richtige Ausrüstung für dieses oder andere Trekkingabenteuer geht. Unsere Expert*innen sind für euch da, online oder bei uns im Haus.

Die Landschaft auf Island