Schneeschuh-Wandern wird in unseren Breiten immer beliebter. Das klassisch-nordische Fortbewegungsmittel funktioniert schließlich nicht nur jenseits des Polarkreises, sondern auch hier im alpinen Winter ganz hervorragend. Eine Vielzahl an Modellen findet sich am Markt - stellt sich nur die Frage, welcher Schneeschuh passt zu meinen Touren?
von SPORT SCHUSTER
Der erste Schritt ist sicher, sich über die eigenen Pläne und Ziele im Klaren zu sein. Wohin sollen Euch die geplanten Winter-Exkursionen denn führen? Verschneite Täler, sanftere Hügel und Bergwald oder auch durchaus alpineres Gelände im steileren Bereich? Danach richtet sich das Schneeschuh-Modell.
Schneeschuh-Wandern im talnahen Bereich
Lange Touren in alpinen Tälern, gemütliche Hüttenzustiege, moderate Berge oder Reisen in nördliche Gefilde wie Skandinavien oder das östliche Kanada. Ist das Gelände nicht übermäßig steil sind die Anforderungen an den Grip eher nebensächlich. Viel wichtiger ist eine passende Tragfähigkeit, geringes Gewicht und wenig Widerstand im Schnee. Wir führen Kunststoffmodelle mit zusätzlicher Bezahnung von den Marken Tubbs, MSR und TSL, aber auch Modelle mit griffigem Metallrahmen von MSR. Diese haben ohnehin schon einen recht hohen Grip, man sollte nur darauf achten dass die Zahnung nicht zu sehr ausgeprägt ist. So gleitet der hintere Bereich des Schneeschuhs beim Gehen leicht durch den Schnee und spart Kraft.
Schneeschuhe für alpine Touren
Wird es steiler, dann müssen auch die Schneeschuhe etwas mehr Zähne zeigen. Der Rahmen wird fester und die Krallen aggressiver. Auch eine Steighilfe ist bei längeren Aufstiegen extrem kraftsparend. Hier wird die Ferse durch einen klappbaren Bügel unterstützt und der Fuß in einer geraden Position gehalten. Hier oben ändert sich aber nicht nur das Gelände sondern auch die Schneebeschaffenheit. Lockerer Pulver in den Schattenseiten, komprimierter brüchiger Harsch und vereiste Passagen. Kann alles mit den richtigen Schneeschuhen begangen werden. Auch hier stehen Kunststoff- und Metallrahmenmodelle zur Verfügung.
Ob das Ziel nun die Scharte zwischen zwei Gipfeln ist, um dort mit dem Snowboard zu tauschen, oder auf den letzten Metern noch die Steigeisen angelegt werden um wirklich große Gipfel zu begehen – die praktischen Helfer haben sich schon lange ihren Platz im alpinen Wintersport erobert.
Welche Schneeschuh-Bindung ist am besten?
Nun, grundsätzlich geht man mit allen Bindungen hervorragend. Jeder Hersteller hat eben seine ganz persönliche Bindungstechnik.
Tubbs hat sicherlich eines der komfortabelsten Systeme. Der Schuh steht vorne in einem vorgeformten Kunststoffkorb und wird durch das gleichzeitige Anziehen von zwei Schlaufen fixiert. Dann wird noch der Fersenriemen angelegt, fertig. Ein tolles System, einziges Manko, es trägt durch die festen Körbe ziemlich auf, was beim Transport bedacht werden muss.
MSR ist da kompakter und auch die auf den ersten Blick recht „fummelig“ anmutende Bindung lässt sich recht flüssig anlegen. Großer Vorteil des weichen Systems: Die MSR-Schneeschuhe sind deutlich kompakter am Rucksack. Der Schuh ist aber nicht ganz so stark fixiert wie beim System von Tubbs.
Während man bei MSR und Tubbs nur mit dem Vorderfuß auf der Bindungsplatte steht, hat TSL ein ganz eigenes System. Hier wird der ganze Schuh auf einer Platte fixiert. Vorteil ist hier, bei weichen Sohlen liegt die Steighilfe unter der Platte und kann so nicht durch die Sohle drücken.
Das BOA-System
Tubbs hat neben dem klassischen Schlaufenzug noch ein weiteres Bindungssystem im Angebot. Das BOA-System. Dieser innovative Spannmechanismus funktioniert über dünne Riemen, die durch drehen eines Rades gleichmäßig fixiert werden. BOA hat sich auch bei Laufschuhen, Wanderstiefeln und Skistiefeln bereits vielfach bewährt. Einfacher lässt sich der Schneeschuh nicht anlegen.
Schneeschuhe für Damen
Damen gehen anders. Der Gang ist meist schmaler und die Füße sind ebenfalls häufig zierlicher. Bei den Damenmodellen sind daher der Rahmen und auch die Bindung etwas schmaler gehalten. Für einen angenehmeren Gang und mehr Halt. Große Frauen mit breiteren Schuhen können problemlos auf die „Herren“-Variante zurückgreifen.
Was brauche ich sonst noch zum Schneeschuh-Wandern?
Das Wandern mit Schneeschuhen erfordert meist weder große Technik noch
massenhafte Ausrüstung. Ein paar Dinge gehören aber dennoch dazu:
>> Wander- oder Skitourenstöcke
Ein Paar Teleskopstöcke mit größerem Winterteller sind ein absolutes Muss. Sie unterstützen beim Aufstieg, stabilisieren bei Traversen und entlasten beim Abstieg. Ganz nützlich ist auch ein verlängerter Griff, so kann man im unwegsamen Gelände immer gut umgreifen, ohne ständig den Stock zu verstellen (ganz ehrlich - macht man eh nicht).
>> Isolationsjacke
Skitourengeher kennen es. Anfangs wird es schnell warm, im Tal ist es
milder, im Wald noch windstill. Erreicht man aber die höheren Regionen,
die ausgesetzten Kämme und schattigen Flanken, weht wortwörtlich schnell
ein anderer Wind. Die winterlichen Berge sind nicht zu unterschätzen!
Hier ist eine leichte Isolationsjacke mit Daunen- oder Kunstfaserfutter
Gold wert. Die ist klein zu verpacken und sorgt oben für den notwendigen
Schutz.
>> Schneeschutz für die Beine
Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man verwendet Gamaschen, oder man stattet sich gleich mit einer Tourenhose aus. Die schützt vor Nässe und schnellem Auskühlen.
>> Touren-Rucksack
Vor allem im alpinen Bereich wird es immer wieder vorkommen, dass die Schneeschuhe für einzelne Passagen abgenommen werden. Hier ist es besonders wichtig, alles gut am Rucksack verstauen zu können. Alpinrucksäcke haben beispielsweise viele Riemen und Schlaufen für alles erdenkliche Material.
>> Lawinenausrüstung
Wer die Schneeschuhe in erster Linie als Tourenski-Ersatz nutzt und Touren im hochalpinen Bereich plant, der muss sich natürlich ebenso um die Sicherheitsausrüstung kümmern. Unternehmungen im steilen, unbefestigten Gelände erfordern Lawinenschaufel, Sonde und LVS-Gerät, sowie den sicheren Umgang damit.
Jetzt seid Ihr fast ausgestattet. Fehlt nur noch eines:
Welchen Schuh nehme ich zum Schneeschuh-Wandern?
Auch da kommt es auf den Einsatzbereich an. Grundsätzlich sollte der Schuh aber nicht zu weich sein. Ebenfalls ausgeschlossen sind Halbschuhe, da diese nicht mit der Bindung kombiniert werden können und im Schnee allgemein unpraktisch sind. Bei leichten und gemäßigten Touren ist entweder ein wandertauglicher Winterstiefel, beispielsweise von Kamik oder Sorel, oder ein wasserdichter Bergstiefel im Bereich A/B oder B passend. Vor allem bei den massiven Winterstiefeln sollte vorher die Kompatibilität mit der Bindung überprüft werden.
Bei alpineren Einsätzen kommt es auf die sonstigen Anforderungen an. Es passt grundsätzlich jeder stabile Bergschuh in die Bindung. Also ob Kategorie B/C, C, oder D, für den Schneeschuh ist das kein Problem, das hängt eher von Euren Anforderungen ab. Nur eines ist auch hier wichtig zu überprüfen: Snowboard-Boots passen nicht immer in die Bindung, da sie teilweise sehr breit sind. Vor allem bei Damen-Schneeschuhen wird es oft schwierig. Allerdings kann man dann immer noch auf ein etwas breiteres Herrenmodell wechseln, dann passt es.
>> Wanderschuhe
>> Winterschuhe
Habt Ihr alles? Dann nichts wie los! Genießt die Berge fernab vom Trubel und gönnt Euch das Abenteuer Schneeschuhwandern. Wir wünschen viel Spaß dabei!