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Welche Tourenski-Bindung brauche ich?

Pin-Bindung oder Rahmenbindung? Ultraleicht-Modell oder doch robust? Wir klären die häufigsten Fragen zu den verschiedenen Tourenskibindungs-Arten.

von SPORT SCHUSTER

FOTO: FRITSCHI
Die Frage nach der richtigen Tourenski-Bindung stellen sich vor allem Skitouren-Einsteiger recht häufig und stehen einer großen Auswahl an Bauformen, Gewichtsklassen und Modellen gegenüber. Wir möchten Dich bei Deiner Auswahl gerne unterstützen. Deshalb zeigen wir die Unterschiede der einzelnen Bindungssysteme hier für Dich auf.

Die Auswahl der richtigen Skitouren-Ausrüstung steht und fällt mit der ehrlichen Selbsteinschätzung. Das macht auch bei der Tourenbindung keinen Unterschied. Stell Dir also vorab ein paar Fragen:

  • Pistentouren, Skiwandern, Skibergsteigen oder eher Mittel zum Zweck für die nächste Traumabfahrt im Powder? Welche Art von Touren will ich mit meiner neuen Ausrüstung gehen?

  • In welchem Gelände bin ich hauptsächlich auf Skitour unterwegs?

  • Auf welchem sportlichen Level bewege ich mich?


Fertig? Sehr gut. Mit einer guten Selbsteinschätzung wirst Du schnell ein paar Bindungs-Modelle in die engere Auswahl nehmen und andere ausschließen können. Dann fangen wir doch an mit den Bauformen. Rahmenbindung oder Pin-Bindung – wo liegen die Unterschiede?
Im hochalpinen Gelände - hier muss eine Tourenbindung für alle Begebenheiten gerüstet sein.
Foto: Fritschi

Was sind Rahmenbindungen?

Rahmenbindungen waren lange der große Garant für Stabilität und Sicherheit, vor allem bei der Abfahrt. Der Begriff rührt von der Ursprungs-Bauweise der Skitourenbindung her. Rechteckige Rahmen mit einem Gelenk an der Vorderseite zum Aufstieg, versehen mit sehr rudimentären Bindungselementen. Anfangs waren es lediglich Drahtbügel.

Der Schweizer Tourenbindungs-Experte Fritschi hat hier über 60 Jahre Bindungs-Geschichte geprägt. Der endgültige Durchbruch gelang ihnen 1995 mit der Diamir Titanal, die Pate für alle folgenden Rahmenbindungen stand. Sicherheit, Bedienungskomfort und Kraftübertragung der Alpinbindungen wurden hier erstmals in eine leichte Tourenbindung integriert.

Heute hat die Rahmenbindung viel Konkurrenz durch die leichteren und kompakteren Pin-Bindungen bekommen. Aber es gibt immer noch sehr gute Modelle, wie die Fritschi Scout 11, die vor allem für Allrounder Vorteile mit sich bringen. Auch die Marker Modelle Baron und F12, die sich stark auf Freeride fokussieren, haben eine Rahmenbauweise. Auch gewichtstechnisch stand die Entwicklung nicht still, Rahmenbindungen sind deutlich leichter geworden.

Im Aufstieg bietet die Rahmenbauart, bei der in der Gehfunktion der Fersenbacken am Schuh bleibt, viel Seitwärtsstabilität. Das bewirkt der mittige Steg oder der seitliche Rahmen, der Vorder- und Hinterbacken miteinander verbindet. Bei der Abfahrt verhält sich diese Bindungsvariante sehr ähnlich zur klassischen Abfahrtsbindung. Eine Rahmenbindung ist also sehr gut geeignet für abfahrtsorientierte Touren und zum Freeriden, aber auch für den häufigeren Einsatz auf der Piste.


Was sind Pin-Bindungen?

Die kompakten und leichten Pin-Bindungen sind zum Standard für ambitionierte Tourengeher:innen geworden. Diese Bindungen kommen ohne Steg oder Rahmen aus, da am Vorderbacken zwei Metallstifte in spezielle Ösen am Tourenskistiefel einrasten. Dadurch muss der Schuh nicht mitsamt dem Fersenbacken bewegt werden. Dieser bleibt beim Aufstieg fest am Ski, lediglich der Schuh wird hinten angehoben. Das sorgt für deutlich weniger Gewicht, das bei jedem Schritt angehoben werden muss. Bei der Abfahrt rasten am Fersenbacken ebenfalls zwei Stifte in die passende Aufnahme am Skischuh ein und dieser wird fixiert.

Ein weiterer Vorteil der Pin-Bindung ist der Rotationspunkt. Während das Gelenk bei der Rahmenbindung vor dem Vorderbacken sitzt, ist der Rotationspunkt bei den Pins nur knapp vor den Zehen. Das sorgt für ein viel natürlicheres Laufgefühl und weniger Kraftaufwand.

Übrigens haben Pin-Systeme durch die flachere Bauweise eine deutlich höhere und direktere Kraftübertragung auf den Ski. Das ist vor allem bei breiten Ski spürbar. Die Vorteile liegen also durchaus nicht nur im Aufstieg, auch unter den Pin-Bindungen gibt es echte Abfahrtstalente!

Gerne schnell und leicht unterwegs? Dann lässt sich auch mit der Tourenskibindung zusätzlich Gewicht sparen. Foto: Dynafit

Benötigt man für Pin-Bindungen spezielle Skitouren-Schuhe?

Die Pins brauchen eine spezielle Aufnahme am Tourenstiefel. Sie rasten vorne und hinten in zwei Metallösen ein, die sie sicher in der Bindung fixieren. Während ursprünglich vorwiegend Dynafit dieses System für die eigenen Bindungen anwendete, haben heute auch die Skitouren-Schuhe anderer großer Marken wie Scarpa, Fischer und La Sportiva die Vorrichtung integriert, zusätzlich zur Kante für Rahmen-Bindungssysteme.

Wer hat die Pin-Bindung erfunden?

Die erste Pin-Bindung wurde vor über 30 Jahren entwickelt. Der Erfinder dieser Bindungsart ist Fritz Barthel aus Kufstein. Er ging damals auf den Mont Blanc, fand die Ski zu schwer, und als gelernter Maschinenbauer fing er an zu tüfteln, bis er ein zufriedenstellendes, leichteres Ergebnis in Händen hielt. Die Marke Dynafit erkannte das Potenzial und ging mit der Bindung in Serie.

Bis heute fertigt Dynafit Pin-Bindungen, und zwar die leichtesten auf dem Markt. Die Superlite 150 bringt gerade einmal 150 Gramm auf die Waage. Aber auch leichte, abfahrtsstarke Bindungen wie die Blacklight+ stammen aus dem Hause Dynafit. Sie haben ebenfalls Pins, denn Dynafit verwendet ausschließlich diese Bauart. Freerider und Tourengeher:innen, die höchste Abfahrtsperformance selbst im anspruchsvollsten Gelände suchen, bekommen beispielsweise mit der Rotation 14 eine Bindung mit dem sagenhaften Z-Wert von 14.

Eine weitere, recht junge Größe im Tourenbindungs-Markt ist die italienische Marke ATK, die seit 2007 ihren Platz im Bindungs-Wettbewerb verteidigt. Auch sie fertigen sehr hochwertige und leichte Pin-Bindungen. Das geringe Gewicht erreicht ATK durch das CNC-Fräsen der Gehäuseteile, wodurch alles aus einem Stück entsteht. Federn und Gelenke sind alle nach innen verlagert und so vor Schnee und Eis geschützt. Mit den Modellen Raider 10 und Raider 12 sind Allrounder und sportliche Skibergsteiger:innen gleichermaßen gut bedient.
Passende Bindung - viel Spaß bei der Abfahrt! Am liebsten natürlich bei derartigen Traumverhältnissen.
Foto: Dynafit

Fritschi - Pin-Bindungen mit eigenem Konzept

Fritschi hat das System Pin-Bindung überdacht und ein eigenes Update präsentiert. Neu daran war die definierte Z-Wert DIN Seitwärtsauslösung am Vorderbacken. Bei einem geraden Vorwärtssturz kippt der Schuh nach Auslösung der Ferse nach vorne, drückt mit der Schuhspitze auf einen Hebel und wird durch diese Bewegung auch in der Fronteinheit sofort freigegeben. Auch im Gewicht hat sich bei Fritschi einiges durch den fehlenden Steg und die neue Bauweise reduziert, an die Ultraleicht-Modelle von Dynafit kommen die Schweizer aber nicht ran.

Zur optimalen Abdeckung der Bedürfnisse bezüglich Sicherheit, gerade in den oberen und unteren Randbereichen, hat Fritschi die DIN-Einstellbereiche bei den Pin-Modellen entsprechend angepasst. Die neue Xenic 7 ist nun perfekt für leichte Personen oder Einsteiger:innen geeignet. Mit ihrem DIN-Einstellbereich von 3-7 können selbst größere Kinder die Bindung nutzen. Die Vipec EVO bietet mit 4-12 die ideale Range für die meisten Personen, die auf Tourenski unterwegs sind. Die Tecton richtet sich an ambitionierte Touren- und Freeride-Fans. Mit einem Einstellbereich von 5-13 bietet sie hohe Stabilität für sicheren und kraftvollen Einsatz in jedem Gelände.

Der Z-Wert bei Bindungen – was ist das?

Tourenski-Bindungen wurden ursprünglich für einen leichten Aufstieg konzipiert, bei der Abfahrts-Performance gab es durchaus Unterschiede. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Schuh und Bindung ist sicherheitsrelevant. Ebenso sollte natürlich keine Ultraleichtbindung auf einen Freerideski montiert werden. In allen Sicherheitsbereichen spielt aber die Auslösung die wichtigste Rolle. Die Bindung soll im richtigen Moment auslösen, also bei einem Sturz oder im Schnee verstecken Hindernissen, aber nicht bereits bei einer kurzen Stoßbelastung. Hier kommt der DIN-Wert – bei Skibindungen auch Z-Wert genannt – zum Tragen.

Der Z-Wert einer Skibindung definiert die Krafteinwirkung, bei der die Bindung auslöst. So werden Skifahrer:innen vor möglichen Verletzungen geschützt.

Konnten wir Dir damit helfen? Dann findest Du sicher auch Deine perfekte Tourenbindung in unserem Angebot. Alles zu Skitouren findest Du gleich hier online: