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Skitouren-Bekleidung – der große Ratgeber

Du fragst Dich, was Du auf Skitouren anziehen sollst? Hier bekommst Du die Tipps zu Skitouren-Bekleidung – von der Unterwäsche bis zu den Handschuhen.

von SPORT SCHUSTER

2 Skitourengeher im alpinen Gelände, die Ski am Rucksack fixiert.
Foto: ORTOVOX
Die richtige Kleidung für eine Skitour ist nicht nur ein Thema für Anfänger:innen in dieser Sportart. Denn beim Skitouren-Gehen stellen sich ganz andere Anforderungen an die Textilien als etwa beim reinen Abfahrtsski-Fahren. Der wichtigste Unterschied: Auf einer Skitour gibt es mit dem schweißtreibenden Aufstieg und der kühlen Abfahrt zwei ganz unterschiedliche Szenarien. Außerdem verlangt das Wetter ein gewisses Maß an Flexibilität bei der Skitouren-Bekleidung: Je nach Temperaturen, Windstärke und Niederschlag benötigst Du unterschiedliche Funktions-Bekleidung.

Wie erreichst Du diese Flexibilität? Mit dem auch von anderen Outdoor-Sportarten bekannten Zwiebelprinzip. Das bedeutet: mehrere Bekleidungs-Schichten, die Du je nach aktuellem Bedarf übereinander ziehst. Jedes Teil, das Du gerade nicht benötigst, bleibt oder kommt in den Rucksack. (–> Mehr erfahren: Welcher Skitouren-Rucksack ist der richtige?) Wichtig ist dabei, dass Du für alle Fälle gerüstet bist – zum Beispiel mit einem Schlechtwetter-Schutz und mit mollig warmen Handschuhen.

Neben dem Wetter spielen weitere Faktoren eine Rolle:

  • Individuelle Unterschiede – der/die eine friert schneller oder schwitzt bei gleicher Belastung stärker als der/die andere.

  • Das Tempo – wer es im Aufstieg gemütlich angehen lässt, braucht mehr Kälteschutz als Racer.

  • Die Steigung – an Steilstellen gerätst Du im Aufstieg stärker ins Schwitzen als auf Flachpassagen. 

  • Die Umgebung – bei einer Skihochtour auf 4000 Metern solltest Du Dich anders kleiden als bei einer sanften Genuss-Skitour in den Voralpen. 

All diese Anforderungen kannst Du meistern, wenn Du das Zwiebelprinzip mit den richtigen Lösungen für jede Schicht anwendest. “Richtig” bedeutet hier: dass Du einerseits nicht frierst, aber andererseits Deine Kleidung nicht zu sehr vollschwitzt. Denn je feuchter die Skitouren-Klamotten sind, desto schwerer tun sie sich damit, Dich zu wärmen, wenn es darauf ankommt, wie etwa am Gipfel oder bei der Abfahrt. Den “sweet spot” zwischen Frieren und starkem Schwitzen solltest Du finden, indem Du Bekleidungsschichten kombinierst und gegebenenfalls situativ anpasst. In der Praxis bedeutet dies, dass Du insbesondere beim Aufstieg auch mal anhältst, um eine Schicht an- oder auszuziehen.
3 Skitourengeher auf einem Bergkamm, der Himmel ist stark bewoelkt, im Hintergrund ist ein felsiger, schroffer Gipfel zu sehen.
Vor allem bei schlechten Verhältnissen zeigt sich, ob die Skitourenbekleidung hält, was sie verspricht.
Foto: Arc'teryx
Beim Zwiebelprinzip geht es im Prinzip um drei Schichten

  • Die richtige Unterwäsche für eine Skitour
  • Die mittlere Schicht als Wärmespender
  • Die äußere Schicht als Wetterschutz
Bei allen Schichten spielen die Materialien eine wichtige Rolle. Deshalb sehen wir uns nun die Textilien für jede Kleidungsschicht genauer an.

Welche Unterwäsche für Skitouren?

Als unterste Schicht direkt auf der Haut trägt man auf einer Skitour in der Regel zwei Teile:


  • Ein langärmliges Unterhemd. Unser Schuster-Tipp dazu: Viele Skitourengeher:innen packen ein zweites Unterhemd in den Rucksack, um am Gipfel das vollgeschwitzte Shirt gegen ein trockenes zu tauschen. Probiere einfach aus, ob Du so ein Umzieh-Typ bist oder ob Du lieber das Shirt am Körper trocknen lässt.


  • Eine lange Unterhose. Auch hier unser Tipp: Die Wärmeleistung einer ¾-Hose genügt. Und wenn die Hose nur bis knapp über den Skischuh reicht, verhindert das auch Faltenbildung und somit Druckstellen am Unterschenkel. Gerade auf Frühjahrs-Skitouren wärmt die äußere Skitourenhose oft schon ausreichend, sodass Du Dir eine lange Unterhose komplett sparen kannst.


Die Skitouren-Unterwäsche – auch “Baselayer” genannt – hat eine wichtige Aufgabe: Sie soll Schwitzfeuchtigkeit vom Körper wegleiten und muss deshalb besonders atmungsaktiv sein. Denn feuchte Unterwäsche fühlt sich nicht nur unangenehm auf der Haut an, sie kann bei einer Pause oder bei einsetzendem Wind auch zu einem raschen Auskühlen führen. Wie gut ein Unterhemd Feuchtigkeit managt und dabei auch noch wärmt, das hängt nicht zuletzt vom verwendeten Material ab. Die wichtigsten beiden Arten:

Unterwäsche aus Kunstfasern wie etwa Polyester leitet Feuchtigkeit schnell vom Körper weg und trocknet schnell. Die Nachteile von Synthetik: Sie fühlt sich auf der Haut nicht so angenehm an und fängt schnell an zu miefen. Hier gilt: Kunstfaser ist erste Wahl für Skitouren bei wärmerem Wetter und bei hoher körperlicher Anstrengung. 

Unterwäsche aus Merinowolle gibt die Feuchtigkeit nicht ganz so schnell an äußere Kleidungsschichten weiter, wärmt aber auch im feuchten Zustand. Außerdem empfinden die meisten Menschen die sehr feine Wolle des Merinoschafs als angenehm auf der Haut. Und: Merinowäsche stinkt nicht annähernd so schnell wie Synthetik. Hier gilt die Faustregel: Skitouren-Unterwäsche aus Merinowolle eignet sich besonders gut für kaltes Wetter, eher gemütliche Touren und Mehrtagestrips. 
Neben reinsortiger Unterwäsche gibt es immer mehr Modelle mit einem Materialmix aus Kunstfaser und Wolle. Je höher der Anteil des jeweiligen Materials, desto dominierender sind seine Eigenschaften. Probiere aus, was sich für Dich am besten anfühlt und was sich bei Deinen Touren bewährt.
( >> hier findest Du die Funktionsunterwäsche )

Was ist der beste Midlayer für eine Skitour?

Als Midlayer bezeichnet man die mittlere Bekleidungsschicht. Sie wird zwischen der Unterwäsche und einer Jacke getragen. Der Midlayer soll ebenfalls dafür sorgen, dass Schwitzfeuchtigkeit nach außen geleitet wird, und muss deshalb atmungsaktiv sein. Außerdem soll die mittlere Schicht den Körper wärmen. Der Klassiker unter den Midlayern ist ein langärmliges Oberteil aus dehnbarem Fleece. Ob mit oder ohne Kapuze, das ist letztlich Geschmackssache.

Neben Fleece kommt beim Midlayer oft auch Merinowolle oder ein Softshell-Material zum Einsatz. All diese Textilien bieten an windarmen und trockenen Tagen genügend Schutz vor den Elementen, sodass Du im Aufstieg keine weitere Schicht darüber benötigst. Falls doch, kannst Du den Wetterschutz im ersten Schritt durch eine Weste erhöhen. Manche Modelle sind vorne winddicht und etwas gefüttert. Am Rücken benötigst Du keine Isolation, weil es sonst unter dem Rucksack schnell schwitzig wird.

Bei richtig windigem Wetter sowie bei starkem Niederschlag benötigst Du auch schon im Aufstieg eine Jacke als Schutz vor den Elementen.

Welche Jacke für Skitouren?

Spätestens für die Gipfelrast und die Abfahrt wirst Du als äußerste Schicht eine Jacke aus dem Rucksack hervorzaubern. Welche Jacke die richtige für Skitouren ist? Das hängt natürlich vom Wetter ab: Bei Niederschlag, also Schnee oder Schneeregen, benötigst Du eine wasser- und winddichte Hardshell-Jacke zum Beispiel aus Gore-Tex. Da Hardshell-Material nicht wirklich wärmt, kommt außerdem oft noch eine eher dünne Isolations-Jacke unter die Hardshell. Man hat dann also nicht nur drei, sondern vier Bekleidungsschichten am Leib.

Eine mögliche Alternative zur Hardshell ist eine Softshell-Jacke. Softshell-Material ist in der Regel ebenfalls winddicht. Weil die Nähte solcher Jacken aber nicht von innen verklebt sind, gelten sie nicht als wasserdicht, sondern nur als wasserabweisend. Dieser Feuchtigkeitsschutz genügt meist auf Skitour. Denn Niederschlag fällt in der Regel in gefrorener Form, und die Flocken prallen an der Außenseite der Jacke ab. Lediglich bei Regen oder sehr feuchtem Schnee (um den Gefrierpunkt) kann sich Softshell etwas vollsaugen und durch die Nähte Feuchtigkeit eindringen. Vorteil einer Softshell-Jacke gegenüber einer Hardshell-Jacke: Sie trägt sich deutlich geschmeidiger und ist atmungsaktiver. 

Für trocken-kaltes Wetter oder bei nur leichtem Schneefall empfiehlt sich anstelle einer Shell eine dickere Isolations-Jacke, die Du direkt über den Midlayer ziehen kannst. Das Außenmaterial solcher gefütterten Jacken ist in der Regel winddicht und wasserabweisend. Sie bieten damit genügend Schutz vor Flocken und dem aufgewirbelten Schnee bei der Abfahrt.

3 Skitourengeher auf einer verschneiten Bergflanke, bereits hoch oben.
Im Aufstieg muss die Skitourenhose vor allem eines bieten: Bewegungsfreiheit.
Foto: Dynafit

Welche Skitourenhose ist die richtige?

Im Gegensatz zu einer Hose für den Pistenskilauf sind Skitouren-Hosen nicht gefüttert. Denn sonst würden sie im Aufstieg viel zu stark heizen. Bei Skitouren-Hosen macht neben den Features vor allem das verwendete Material den Unterschied:


  • Skitouren-Hosen aus einem Hardshell-Material sind absolut wasser- und winddicht. Andererseits tragen sie sich etwas steif und rascheln bei Bewegung. An warmen Tagen wird ein Hardshell-Material im Aufstieg schnell schwitzig, weshalb eine Hardshell-Hose auf jeden Fall Lüftungsschlitze haben sollte. Umgekehrt wärmt Hardshell-Material nicht wirklich, sodass man diese Hosen in den meisten Fällen mit einer langen Unterhose trägt. Und: Hardshell-Hosen sind meist eher weit geschnitten – entscheide selbst, ob das Dein Style ist. 
  • Skitouren-Hosen aus Softshell-Material liegen in der Regel enger an. Das Material trägt sich deutlich angenehmer und macht dank seiner Dehnbarkeit auch ausladende Bewegungen mit. Softshell-Hosen sind meist winddicht und wasserabweisend. Dieser Nässeschutz genügt in der Regel für eine Skitour. Im Normalfall wirst Du in einer Softshell-Skitourenhose ein angenehmes Klima haben, weil das Material etwas wärmt und zugleich sehr atmungsaktiv ist.


Für Genuss- und Schönwetter-Touren dürftest Du mit einer Softshell-Hose also gut beraten sein. Hardshell-Hosen sind die bessere Wahl bei garstigen Verhältnissen in rauem Gelände, wie etwa für eine Skitourenwoche in Skandinavien oder im Hochgebirge.

Lüftungsschlitze sollten bei Skitouren-Hosen Standard sein. Darüber hinaus gibt es einige weitere wichtige Features:

  • Eine eingearbeitete Gamasche verhindert das Eindringen von Schnee. Hosen, die für Skitouren-Rennen gemacht sind, verzichten aus Gewichtsgründen oft auf dieses Feature. Für den normalen Toureneinsatz würden wir Dir aber sehr zu einer Gamasche raten.

  • Der Beinabschluss sollte in der Weite einstellbar sein und weit genug. Denn viele Hosen sind derart eng geschnitten, dass man sie kaum mehr über den im Aufstieg geöffneten Skischuh ziehen kann.

  • An die Innenseite des Beinabschlusses gehört verstärktes Material als Schutz vor den Skikanten.

  • Hosenträger sehen vielleicht nicht sexy aus, verbessern aber den Sitz der Hose.

  • Je nach Einsatzbereich haben Skitouren-Hosen hinten oder auch vorne einen unterschiedlich hoch gezogenen Latz. Er verhindert, dass Schnee unter die Jacke kriecht – ein Extra für richtig tiefen Powder.

  • Die Anzahl und Positionierung der Taschen ist auch Geschmacksfrage. Wenn Du das LVS-Gerät in einer (verschließbaren!) Tasche tragen möchtest, sollte sie ausreichend Volumen dafür haben.

Vor allem Softshell-Hosen können je nach Dicke und Materialstruktur etwas wärmen. Wenn Du die Extraportion Wärme am Unterleib und den Oberschenkeln wünscht, empfehlen sich zusätzliche Thermo-Shorts bzw. ein Thermo-Rock. Sie sind mit Isolationsmaterial gefüttert und lassen sich am Gipfel mit wenigen Handgriffen drüberziehen, ohne dass Du die Skischuhe ausziehen musst – ein angenehmes Wärmeplus für die Pause und die Abfahrt.

( >> hier findest Du die gesamte Skitouren-Bekleidung )

Skitouren-Bekleidung – was braucht man noch?

Neben den beschriebenen Haupt-Kleidungsstücken gehören noch ein paar Kleinteile und Accessoires zum Tourenski-Outfit:


  • Skitouren-Socken sollen die Füße warm halten und Blasen vermeiden. Leider sind sowohl die richtige Wärmeleistung als auch die richtige Passform von Skitouren-Strümpfen sehr individuell. Da hilft meist nur: ausprobieren. Wir haben aber eine Skitourenbekleidungs-Empfehlung für Blasen-Geschädigte: Die sehr eng anliegenden Kompressions-Skisocken von CEP haben schon vielen Kundinnen und Kunden geholfen. 


  • Für eine Skitour benötigst Du mindestens zwei Paar Handschuhe: ein dünneres Paar aus Fleece, Wolle oder Softshell für den Aufstieg – sowie warme und wasserdichte Handschuhe für die Abfahrt. Fäustlinge wärmen besser als Fingerhandschuhe. Allerdings lassen sich kleinteilige Skischuh-Schnallen oder Reißverschlüsse mit Fäustlingen nur schwer bedienen. (>> hier findest Du Handschuhe für Herren und Handschuhe für Damen )


  • Immer mehr Skitouren-Geher:innen setzen zur Abfahrt einen Helm auf. Spezielle Skitouren-Helme sind leicht und bieten dennoch ausreichend Schutz. An sehr kalten Tagen bietet eine dünne Unterziehmütze zusätzlich Wärme für Kopf und Ohren. ( >> hier sind alle Skihelme )


  • Als weitere Kopfbedeckungen kommen in Frage: ein Stirnband, eine Schirmkappe oder eine dünne Mütze für den Aufstieg sowie eine warme Wollmütze für die Gipfelrast oder die Abfahrt ohne Helm.


  • Ein Schlauchtuch gehört immer mit in den Rucksack, denn es lässt sich vielseitig einsetzen: als Ersatz für eine vergessene Mütze, als Halstuch oder auch als Gesichtsschutz bei eiskaltem Wind ( >> hier gibt's Schlauchtücher )

Noch ein Skitouren-Bekleidungs-Tipp

Welche Kleidung für die Skitour? Bei der Beantwortung dieser Frage hat Dir unser Skitouren-Bekleidungs-Ratgeber hoffentlich geholfen. Wie Du gesehen hast, hängt die richtige Kleidung für eine Skitour auch von menschlichen Faktoren ab, wie etwa der Kältetoleranz oder der Frage, wie sehr man schwitzt. Hinzu kommen persönliche Vorlieben, beispielsweise für ein bestimmtes Material. Mit der Zeit wirst Du herausfinden, welcher Typ Du bist, und die entsprechende Kleidung mit auf Tour nehmen.

Wichtig ist nur, dass Du vorsichtig planst und lieber noch ein wärmeres Teil als Backup im Rucksack mit dabei hast. Trocken und rundum wohlig warm steht Deinem Skitouren-Vergnügen dann nichts mehr im Weg.