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Schuster X SportingWOMEN
Von Frauen für Frauen: Mehr Mountain-Me-Time mit LaMunt

Ruth Oberrauch, Gründerin der Bergsportmarke LaMunt spricht mit uns im Interview darüber wie der weibliche Zugang zu den Bergen aussieht, wieso recyceltes Kaschmir ein perfektes Isolationsmaterial darstellt und wieso Frauen auch in der Bergsportmode mehr Selbstbestimmtheit brauchen. 

von sportingWOMEN

Zwei Frauen wandern in einer alpinen Herbstlandschaft im Sonnenaufgang
Foto: LaMunt

Sporting Women: LaMunt ist ladinisch und heißt so viel wie „die Berg“, also die weibliche Form des Berges. Wie sieht die weibliche Form der Berge für dich aus? 

Ruth Oberrauch: Der weibliche Zugang zum Berg hat nicht so viel mit dem heroischen Bezwingen der Berge zu tun, das ist eher männlich. Natürlich freut sich jede Frau auch über einen schönen Gipfel. Aber im Vordergrund steht das Erlebnis. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen viel eher “in die Berge gehen”, es geht darum die Berge zu erleben und nicht sie zu erobern. 


sW: Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?     

RO: Als die Idee zu einer Bergsportmarke von Frauen für Frauen in mir gereift ist, suchte ich nach einem Namen und hab mit den drei Sprachen, die ich spreche, experimentiert. Ich habe was gesucht, das die weibliche Facette zum Ausdruck bringt ohne dabei “girly” zu wirken. Aber nichts war wirklich passend. Schließlich habe ich mich mit meiner Oma unterhalten. Sie ist aus dem Gardertal und spricht Ladinisch (eine alte rätoromanische Sprache, die in diesem Dolomitental gesprochen wird). Letztlich war sie es, die mich auf die Idee gebracht hat. Das “La” bringt das weibliche zum Ausdruck, das “Munt” ist kraftvoll und kantig. Diese Kombination hat mich überzeugt.   

sW: LaMunt ist eine reine Bergsportmarke für Frauen. Und von Frauen gemacht. Dazu habt ihr direkt zu Beginn die LaMunt-Crew ins Leben gerufen. Was können wir uns darunter vorstellen?   

RO: Die LaMunt Crew ist eine Gruppe von ca. 20 sehr unterschiedlichen Frauen, die jedoch die Begeisterung für den Berg teilt. Wir haben sie von Anfang an in die Entwicklung von LaMunt mit einbezogen. Wir treffen uns zweimal im Jahr auf ein langes Wochenende, verbringen gemeinsam Zeit in den Bergen, testen Produkte, diskutieren die Entwicklung der Marke, halten Workshops ab, um neue Produktlösungen zu finden und sammeln Feedback zur gerade entstehenden Kollektion. Wir binden die LaMunt Crew aber auch immer stärker in unsere Kommunikation ein.   


sW: Wie kann man sich das Design und Entwicklungsprozess mit so vielen beteiligten Personen vorstellen?   

RO: Natürlich gibt es ein Kernteam, das für die Produktentwicklung zuständig ist: eine Produktmanagerin, eine Designerin und eine Produktentwicklerin. Aber uns war es immer wichtig, möglichst viele Blickwinkel einzufangen und die Bedürfnisse der Community wirklich zu verstehen. Entsprechend machen wir konkrete Workshops zu bestimmten Fragestellungen (z.B. haben wir uns einmal nur mit dem Thema Taschen beschäftigt), wir stellen die Ideen zu den nächsten Kollektionen schon vorab vor und fragen was der Crew fehlt oder welche Option ihren Bedürfnissen mehr entspricht. Vor allem testet die LaMunt Crew die Produkte aber schon im Vorfeld und gibt Feedback. Unser Produktteam kann so all diese wertvollen Inputs für die kommenden Saisonen berücksichtigen.    


sW: Die Produkte von LaMunt sind zum einen technisch, aber haben auch weibliche Finesse, wie ihr selbst beschreibt. Für welchen Typ Frau sind die Produkte designt?

RO: Wir sprechen ein selbstbestimmte, authentische und achtsame Frau an, die ihre Me-Time am liebsten in den Bergen verbringt und entsprechend funktionale Kleidung braucht. Wir sprechen aber auch eine stilbewusste Frau an, die sich auch bei sportlichen Aktivitäten gerne wohl fühlt und ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.


Zwei Skitourengeherinnen überqueren einen verschneiten Hang.
Foto: LaMunt

sW: Historisch gesehen, sind die Berge sehr männlich konnotiert. Doch mittlerweile sind immer mehr Frauen selbstbestimmt in den Bergen unterwegs. Ist es deshalb auch an der Zeit, dass unsere Bergsportmode auch selbstbestimmter wird?   

RO: Genau! Immer mehr Frauen sind in den Bergen unterwegs, egal ob ambitioniert sportlich oder auf einer Genusstour. Wir wollen mit LaMunt einfach eine Marke und Produkte bieten, die ihren Welthaltungen und Bedürfnissen entspricht.  


sW: War es deshalb auch Zeit für die Oberalp Gruppe die Marke ins Leben zu rufen?     

RO: Mit Oberalp haben wir uns ganz dem Thema Berg verschrieben. Mit jeder Marke in unserem Markenhaus sprechen wir eine andere Zielgruppe an. Mit Dynafit die Athlet:innen, mit Salewa die progressiven Bergsteiger:innen, mit Wild Country die Climber usw. Keine unserer Marken ist aber stärker weiblich als männlich geprägt. Darin sahen wir eine Chance, die wir nutzen wollten.  .  


sW: „Shrink it and pink it“, gibt es heutzutage zum Glück kaum noch. Was macht die Produkte von LaMunt für Frauen so besonders und vorteilhaft?    

RO: Naja, wenn man ein Produkt entwickelt und nur den weiblichen Körper im Fokus hat, kommt man schon auf andere Lösungen. Wir haben uns für eine Linienführung entschieden, die dem weiblichen Körper schmeichelt, aber auch spezielle Features entwickelt. So haben wir z.B. bei vielen unserer Hosen eine höhere Rückenpasse vorgesehen, die mit angenehmen Merino Tencel ® gefüttert ist, weil der untere Rücken für viele Frauen eine empfindliche Stelle ist. So ist man geschützt und das Material trocknet schnell, wenn man schwitzt. Wichtig war uns auch das Thema Passform. Wir haben eigene „Smart Fit Solutions“ entwickelt, mit denen ein Produkt an die Bedürfnisse des eigenen Körpers angepasst werden kann. In der LaMunt Kollektion findet man z.B. eine Leggings, die unfachmännisch auf die richtige Länge abgeschnitten werden kann, Jacken mit Reisverschlüssen an der Hüfte, um diese weiter oder enger zu machen, Armbündchen, die man umschlagen kann und dabei ein schönes Detail zum Vorschein kommt.    


sW: Nachhaltigkeit spielt bei LaMunt eine große Rolle. Wie setzt ihr das Thema innerhalb der Marke um?    

RO: Wir sprechen von LaMunt Cares. „Care“ bedeutend, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind und Entscheidungen sehr gezielt treffen.  


„Care" ist ein Schlüsselelement in unserer Produktentwicklung und vom ersten Tag an Teil der DNA von LaMunt. Es geht dabei nicht nur um langfristige Ziele, sondern um bewusste Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Das beginnt bei unseren Partnerschaften: Unsere Produkte werden in auditierten Fabriken genäht, die sich zu fairen Arbeitsbedingungen und hohen sozialen Standards verpflichtet haben. LaMunt ist Mitglied der NGO Fair Wear Foundation (FWF), einer Expertenorganisation für die Förderung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Bereits in unserem ersten Jahr haben wir den Leader-Status der FWF erhalten, der Marken vorbehalten ist, die sich konstruktiv dafür einsetzen die sozialen Standards in den Fabriken stetig zu verbessern.  


Als Marke glauben wir, dass jede Entscheidung, die wir treffen, wichtig ist. Als wir unsere erste Kollektion ins Leben riefen, war es selbstverständlich, dass wir die Materialien sorgfältig auswählen und zertifizierte Stoffe verwenden oder sie nach unserer strengen Oberalp Chemiepolitik testen, um sicherzustellen, dass nur sichere Chemikalien in unseren Produkten verwendet werden. Wir sind auch bestrebt, unsere Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten: Unsere Kollektionen werden aus Materialien hergestellt, die keine PFCs enthalten, und wir haben eine Reihe von recycelten und natürlichen Materialien. Dazu zählt unter anderem die recycelte Kaschmir-Füllung. Wir arbeiten aber auch ständig daran zirkuläre Ansätze zu finden und haben mit ReMOCA Pad ein eigenes Isolationsmaterial entwickelt, das wir aus Abfällen unserer eigenen Produktion herstellen. .    


Ruth Oberrauch und Winter in den Bergen
Ruth Oberrauch 
Foto: LaMunt

sW: Was ist das Besondere an Kaschmir für den Bergsportbereich? Warum habt ihr euch dafür entschieden?      

RO: Wir verwenden Kaschmir Abfälle aus der Produktion der Modeindustrie und entwickeln daraus ein Isolationsmaterial für unsere gefütterten Jacken. Die recycelte Kaschmirfasern, die für mehr Stabilität mit recyceltem Polyester vermischt werden, speichern die menschliche Wärme und garantieren Weichheit und Füllkraft. Es ist eine Alternative zu Gänsedaunen und synthetischen Füllungen, die sich durch einen nachhaltigen Ansatz und hohe Leistung auszeichnen. Sie sind atmungsaktiv und isolierend, auch wenn sie nass werden, und bieten Windschutz und Wärme.    


sW: Was ist dein persönliches Lieblingsstück aus der neuen Winterkollektion? Was sollten wir uns holen?        

RO: Oh, das ist immer eine schwierige Frage, es stecken so viel Überlegungen in jedem Stück, aber ich würde sagen es ist die Irmi Reversible ReMOCA Insulated Jacke. Sie ist vielseitig, im zweifachen Sinn: Überall einsatzbereit, sowohl beim Skitourengehen, Winter-Hiking als auch unterwegs mit Freund:innen. Die Irmi Jacke ist wendbar und bietet dir damit gleich zwei Looks in einer Jacke. Ganz besonders zeichnet sich die Irmi Jacke aber die Materialen aus. Unsere eigens entwickeltes ReMOCA® Isolationsmaterial besteht aus recycelten Polyesterabfällen, die bei der Herstellung von POMOCA-Skitourenfellen entstehen und zu einem Isoliermaterial mit hervorragender Wärmeleistung verarbeitet werden. Die Jacke ist nicht nur leicht, warm und stylisch, sondern auch nachhaltig.      


sW: Ruth, du bist selbst Mama, Sportlerin und Unternehmerin: Wie kriegst du das alles unter einen Hut und welche Tipps hast du für unsere Leser:innen Beruf, Sport und Familie zu vereinen?       

RO: Ganz ehrlich, das ist keine Einzelleistung. Es braucht dafür ein Netzwerk von Menschen, vor allem aber einen Partner, der nicht nur unterstützt, sondern denselben Lebensstil teilt und bereit ist die Verantwortung auf allen Ebenen wirklich gemeinsam zu übernehmen. Mein Mann und ich haben beide ein sehr intensives Leben, aber wir haben gelernt uns unsere Freiräume zu nehmen und neben der Zeit für die Familie, auch Zeit für uns selbst zu finden. Meine Me-Time verbringe ich eben am liebsten in den Bergen, bei einem ausgiebigen Trekking oder einer schönen Skitour, aber auch mal beim Klettern. Mountain-Me-Time eben. Aber zurück zum Thema Vereinbarkeit: man sollte diese Frage viel öfters auch Männern, und nicht nur Frauen, stellen. Es funktioniert nämlich nur, wenn sich beide darum bemühen.


sW: Wenn wir uns die nächsten Saisonen anschauen: Was erwartet uns von LaMunt? Kannst du schon verraten, wo die Reise hingehen wird?        

RO: Wir wollen Frauen dazu inspirieren ihre Me-Time in den Bergen zu verbringen. Daran ändert sich auch in den nächsten Saisonen nichts. In der FW23 Kollektion gibt es ein paar neue Skitouren Teile aber auch kuschlige Teile für deine Mountain-Time. In der Kollektion SS24 haben wir neben unseren vielen Trekking-Produkten auch eine sportliche Linie unter dem Thema Fitness Hiking. Es ist also für jede Art der Mountain-Me-Time etwas dabei! Vielen Dank für das Gespräch!


Vielen Dank für das Gespräch!         


>> LaMunt



Über sportingWOMEN

Bei sportingWOMEN haben Frauen in jeglicher Alters- und Leistungsstufe die Möglichkeit, Teil einer sportbegeisterten Community zu sein. Dazu bietet sportingWOMEN nicht nur eine vielseitige Plattform, sondern stellt auch das gemeinsame Sport-Erlebnis in den Fokus. In mehrtägigen mono- und multithematischen Sportcamps, digitalen Workshops und weiteren Event-Formaten haben Frauen die Gelegenheit zum Austausch mit Gleichgesinnten, gemeinsamen Sporttreiben sowie Entdecken neuer Sportarten. Das Ziel: Frauen sollen darin bestärkt werden, ihre eigene Power zu entdecken und zu entfalten. Denn das Team von sportingWOMEN ist davon überzeugt, dass in jeder eine #strongHER steckt – ob sportlich, beruflich oder mental.