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Ratgeber Freeride-Ausrüstung: Alles für den Powder

Von Freeride-Ski bis Snow-Safety-Equipment: Der Schuster-Experte gibt Tipps zur perfekten Ausrüstung für Deine Off-Piste-Abenteuer.

von INGO WILHELM

Mit Highspeed durch hüfttiefen Powder surfen, die ersten Lines in einen unverspurten Hang legen – davon träumen Freerider und solche, die es werden sollen. Mit der richtigen Ausrüstung (und etwas Wetterglück) können solche Träume wahr werden.

Der Schuster-Experte Ernst aus unserer Skiabteilung gibt Tipps, was Du bei der Auswahl von Freeride-Ski, -Schuhen und -Bekleidung beachten solltest – und welches Equipment Du zu Deiner Sicherheit immer dabei haben musst.


So findest Du die besten Freeride-Ski 

Freeride-Ski wurden speziell fürs Fahren abseits von präparierten Skipisten entwickelt. Auch innerhalb der Kategorie Freeride-Ski gibt es Unterschiede. Die Bandbreite reicht von megabreiten Tiefschnee-Ski für fluffigen Powder bis hin zu besonders stabilen Ski, die sich auch zum Befahren von hartgefrorenen Steilhängen eignen. “Ein paar gemeinsame Merkmale von Freeride-Ski gibt es aber schon, wodurch sie sich von Pisten- und Tourenski unterscheiden”, so Ernst:


  • Freeride-Ski sind breiter als Pisten- und die meisten Tourenski. “Das wichtigste Maß ist die Breite unter der Bindung”, erklärt Ernst. “Freeride-Ski beginnen bei einer Mittelbreite von etwa 95 mm.” Hauptvorteil von breiten Ski: Sie schwimmen im Tiefschnee besser auf und wühlen sich dadurch auch leichter durch verspurten Schnee. Ein Nachteil von breiten Ski kann sich im Aufstieg zeigen: Beim Queren von steilen und harten Hängen wirken hohe Hebelkräfte – das kostet Kraft und erfordert eine gute Technik.

  • “Freeride-Ski haben einen stark ausgeprägten Rocker”, ergänzt Ernst. Als Rocker bezeichnet man es, wenn die Skienden ausgeprägter als bei klassischen Pistenski nach oben sind. “Ein sogenannter Tip-Rocker vorne an der Schaufel ist bei Freeride-Ski Standard, weil der Ski dadurch besser aufschwimmt. Auch das hintere Ende kann deutlich hochgebogen sein. Durch so einen Tail-Rocker wird der Ski besonders drehfreudig, verliert aber insbesondere bei harten Verhältnissen an Spurtreue.”

  • Klassische Pistenski haben in der Skimitte eine Vorspannung. “Dieser sogenannte Camber verleiht auf der Piste guten Kantenhalt, ist bei Feeride-Ski – wenn überhaupt – aber nur leicht ausgeprägt.”
Illustration von Skiprofilen bei Feeride-Ski mit Rocker und Camber
Von der Seite betrachtet sieht man die unterschiedlichen Profile von Ski. Typisch für Freeride-Ski ist ein ausgeprägter Rocker und eine, wenn überhaupt, nur schwache Vorspannung in der Skimitte (Camber).

Unterschiedliche Arten von Freeride-Ski 

In den vergangenen Jahren ging auch im Tourenbereich der Trend zu breiteren Ski. “Eine Mittelbreite von 95 oder 100 mm ist dort keine Seltenheit mehr”, so Ernst. Wir beim Sporthaus Schuster unterscheiden daher zwei Arten von Freeride-Ausrüstung:


  • Freeride Classic richtet sich eher an abfahrtsorientierte Freerider:innen, die nur gelegentlich aufsteigen – und wenn, dann eher nur kürzere Aufstiege. In dieser Kategorie spielt das Gewicht der Feeride-Ausrüstung nicht die Hauptrolle, dafür maximaler Fahrspaß und eine einfache Bedienung.

  • Freeride Tour richtet sich an Tiefschnee-Sportler:innen im Schnittbereich von Freeride und Skitouren. In diesem auch Freetouring genannten Bereich bietet die Ausrüstung neben einer starken Abfahrts-Performance auch ein geringes Gewicht, sodass selbst lange Aufstiege ohne große Mühen möglich werden.


Freeride-Ski können sehr unterschiedliche Eigenschaften haben”, fasst Ernst zusammen. “Der eine Ski ist drehfreudiger, der andere spurtreuer, der eine bereitet maximalen Spaß im Powder, der andere eignet sich auch für die Piste …”

Den Charakter eines Skis bestimmen mehrere Faktoren wie die Breite, Steifigkeit, das Gewicht und die Taillierung. Daher fragen sich viele: “Welcher Freeride-Ski passt zu mir?”

“Diese Frage kann man wirklich nur im Einzelfall beantworten”, erklärt Ernst. “Deshalb gehen wir bei unserer Beratung im Sporthaus Schuster intensiv auf individuelle Faktoren wie das skifahrerische Können, den Fahrstil oder das bevorzugte Gelände ein und finden zusammen mit der Kundin oder dem Kunden den passenden Freeride-Ski.”

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Welche Länge bei Freeride-Ski?

Neben der Skibreite bestimmt auch die Skilänge die Fahreigenschaften eines Freeride-Skis. “Ein kürzerer Ski ist eher drehfreudig, während ein längerer eher laufruhig ausfällt”, erklärt Ernst. Das Wichtigste aber ist: “Die Skilänge muss zur Körpergröße und zum Fahrstil passen.”

Deshalb hat Ernst folgende Faustregeln für die Freeride-Ski-Länge:

Im Freeride-Tour-Bereich und für eher defensiv fahrende Freerider:innen sollte die Skilänge knapp (bis ca. 5 cm) unter der Körpergröße liegen.

Wer als Freerider:in gerne Gas gibt und sein Gerät vollauf beherrscht, kann bei der Länge auf Körpergröße plus max. 5 cm gehen.

Profitipp von Ernst:

“Ein Vorteil von kürzeren Ski zeigt sich im Aufstieg: Damit gelingen die Spitzkehren leichter, weil man sich dabei nicht so verrenken muss.”

Das müssen Freeride-Skischuhe können 

Zum Freeriden gehört es dazu, auch mal ein Stück weit aufzusteigen, um dahin zu gelangen, wo kein Lift fährt. Deshalb haben Freeride-Skischuhe eine Vorrichtung, mit der man zwischen dem Abfahrtsmodus (fixierter Schaft) und Gehmodus (beweglicher Schaft) wechseln kann.


“Weil man mit Freeride-Schuhen nicht nur fährt, sondern auch geht, sollten sie wirklich gut passen”, betont Ernst. “Denn zu möglichen Druckstellen kommt beim Freeriding die Gefahr von Blasen hinzu, die man sich bei schlechter Passform vor allem beim Bergaufgehen holen kann.” Ein ausführliches Anprobieren ist also Pflicht. Und für Sonderfälle gibt es z.B. Skischuhe für breite Füße.


Ein Wert, der bei Freeride-Skischuhen häufig genannt wird, ist der sogenannte Flex. Eine hohe Zahl (über 120) steht für einen besonders steifen Schuh, mit einer entsprechend guten Abfahrtsperformance. “Diesen Flexwert sollte man aber bitte nicht allzu wörtlich nehmen”, schränkt Ernst ein. “Erstens ist das kein genormter Wert und deshalb nur bedingt aussagekräftig. Zweitens kommen gute Fahrerinnen und Fahrer auch mit einem weicheren Schuh gut zurecht.” Im Prinzip gelte aber: Je sportlicher der Fahrstil und je höher das Körpergewicht, desto steifer sollte ein Freeride-Schuh sein.


Sicheren Grip beim Stapfen zum Gipfel (oder auf dem vereisten Weg vom Parkplatz zum Lift) geben Gummisohlen mit ausgeprägtem Profil. Für festen Halt im Freeride-Schuh sorgen Schnallen, Klettverschlüsse oder auch Dreh-Schnellverschlüsse. "All diese Mechanismen funktionieren gut”, sagt Ernst. “Wichtiger ist, dass der Freeride-Skischuh zur Bindung passt.”


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Die drei Arten von Freeride-Bindung  

Bei Freeride-Bindungen lässt sich die Ferse zur Abfahrt arretieren und zum Aufsteigen lösen. Dabei gibt es verschiedene Technologien, wie der Schuh von der Bindung gehalten wird:


  • Klassiker ist die sogenannte Rahmenbindung wie die Marker Baron. Hier wird der Schuh – wie bei Alpinbindungen – zwischen Vorder- und Hinterbacken eingeklemmt. Die beiden Backen sind durch ein Rahmengestell miteinander verbunden. “Rahmenbindungen bieten einen einfachen Ein- und Ausstieg, wie man ihn von Alpinbindungen her kennt”, sagt Ernst. “Andererseits sind sie verhältnismäßig schwer, und man muss beim Bergaufgehen mit dem Schuh auch fast die komplette Bindung mit bewegen. Außerdem ist in der Abfahrt die Kraftübertragung auf den Ski nicht unbedingt besser als bei Pin-Bindungen.”

  • Bei Pin-Bindungen wird der Skischuh vorne in die Zange genommen: Zwei Pins rasten seitlich in zwei Pin-Aufnahmelöcher (“Inserts”) an der Schuhspitze ein. Bei besonders leichten Tourenmodellen – auch Low-Tech-Bindungen genannt – wird der Schuh auch hinten mit Pins fixiert. Bei etwas schwereren und stabileren Pin-Bindungen wie der Marker KingPin umfasst ein Hinterbacken den Schuh. Die Fritschi Tecton wiederum arbeitet an der Ferse mit einer Mischung aus beiden Techniken. “Es gibt also bei Pin-Bindungen unterschiedliche Konzepte”, sagt Ernst. “Allgemein kann man sagen: Pin-Bindungen sind besonders leicht und bieten dank der niedrigen Standhöhe ein direktes Fahrgefühl. Der größte Nachteil ist das nicht ganz so leichte Einsteigen, gerade im Tiefschnee und in steilem Gelände.”

  • Hybrid-Bindungen wie die Atomic Shift sollen die Vorteile beider Systeme miteinander vereinen. Und das geht so: Nach dem Aufstieg mit Pin-Fixierung verwandelt man mit einem Handgriff das Vorderteil in einen Vorderbacken, der die Skischuhspitze umgreift. Auch hinten greift ein Backen. Ein Vorteil von Hybrid-Bindungen: Sie lassen sich mit Schuhen verschiedener Sohlenarten fahren, von der klassischen Pistensohle über Freeridesohlen bis hin zum noch recht neuen GripWalk-Sohlenstandard.


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Profitipp von Ernst:

“Nicht alle Skischuhe sind mit allen Bindungen kompatibel. Beim Kauf solltest Du Dich also vergewissern, dass beides zueinander passt.”

Minimalistische Skitouren-Pin-Bindungen lösen bei einem Sturz nur am Hinterteil aus. Demgegenüber haben Freeride- und Freetouring-Bindungen auch am Vorderteil einen einstellbaren Auslösemechanismus. “Das kann böse Verletzungen vermeiden und ist deshalb ein enormes Sicherheitsplus beim Freeriden”, sagt Ernst. Die maximale Einstellhärte bemisst sich am sogenannten Z-Wert. Er reicht bei Freeride-Bindungen bis zu einem Wert von 15. “Für die meisten Freeriderinnen und Freerider genügt aber ein maximaler Z-Wert von 12”, so Ernst.

Ein weiteres Merkmal teilen sich Freeride-Bindungen mit Tourenbindungen: Sie verfügen über eine Steighilfe, die das Aufsteigen in steilerem Gelände erleichtert. Ebenso sind Skistopper beim Off-Piste-Skiing Standard. Hier gilt es darauf zu achten, dass die Stopperbreite zur Skibreite unter der Bindung passt.

Die Eigenschaften von Freeride-Skistöcken 

“Wer mit der Gondel hochfährt und nur abseits der Pisten abfährt, dem genügen Skistöcke mit einer fixen Länge”, erklärt Ernst. “Wer hingegen auch mal aufsteigt, dem empfehle ich Teleskop-Stöcke mit anpassbarer Länge. So kann man die Stöcke im Aufstieg etwas kürzer nehmen und ggf. sogar zusammengeschoben am Rucksack befestigen.”


Die Griffe von Freeride-Stöcken bestehen in der Regel aus Schaumstoff. Um sie möglichst variabel greifen zu können, fehlt bei vielen Freeride-Skistöcken ein ausgeprägter und auf die Handanatomie angepasster Griff. Dafür reicht der Schaumstoff recht weit nach unten – super zum Greifen des oberen Stocks bei einer Hangquerung.


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Weitere Elemente der Freeride-Ausrüstung  

  • Noch mehr als auf der Piste, gehört ein Skihelm zur unverzichtbaren Freeride-Ausrüstung. “Unter dem Schnee versteckte Felsen oder Bäume bei einem Tree Run sind beim Freeriding eine nicht zu unterschätzende Gefahr”, mahnt Ernst.  Freeride-Helme bieten einen umfassenden Kopfschutz bei einem vergleichsweise geringen Gewicht. >> Freeride-Helme

  • Die zweite große Gefahr beim Freeriding stellen Lawinen dar. “Deshalb sollte niemand ohne LVS-Gerät, Lawinensonde und Lawinenschaufel abseits gesicherter Pisten unterwegs sein”, so Ernst. Näheres dazu erfährst Du in unserem Ratgeber Lawinen-Ausrüstung. Und ganz wichtig, so Ernst: “Die beste Ausrüstung hilft nichts, wenn Du damit nicht umgehen kannst. Deshalb sollten Freerider unbedingt einen Lawinenkurs absolvieren.”

  • Ein Freeride-Rucksack hat spezielle Fächer für Schaufel und Sonde sowie Befestigungsmöglichkeiten für Ski, Snowboard und Eispickel. Ein Rucksack mit integriertem Airbag erhöht die Überlebenschance bei einem Lawinenunglück enorm. Mehr dazu in unserem Ratgeber Skirucksäcke.

  • Ein Rückenprotektor kann bei einem Sturz gravierende Verletzungen verhindern. Für Freerider empfehlen sich besonders Softprotektoren mit einer guten Belüftung. Manche Freeride-Rucksäcke haben bereits einen integrierten Protektor. >> Freeride-Protektoren

  • Last but not least: Zum Aufsteigen benötigst Du passende Felle für Deine Freeride-Ski. Bei eisigen Verhältnissen helfen Harscheisen, die wiederum zu Deiner Bindung passend müssen.


Die richtige Wahl der Freeride-Bekleidung   

Die Anforderungen an Freeride-Bekleidung sind vielfältig. Sie soll Dich vor Wind und Wetter schützen, bei der Abfahrt wärmen, ohne dass Du bei einem Aufstieg im eigenen Saft stehst … Grundsätzlich empfiehlt sich daher auch fürs Freeriden das bewährte Zwiebelprinzip. Bedeutet: Mehrere Bekleidungsschichten, die Du je nach Bedarf an- und ausziehst und ggf. im Rucksack verstaust.

Die Materialien der unteren und mittleren Bekleidungsschichten sollten besonders atmungsaktiv sein, um den Schweiß vom Körper wegzuleiten. Kunstfasern und Merinowolle sind hier gern gesehene Freeride-Buddies. Die äußerste Schicht ist dafür zuständig, Dich vor den winterlichen Elementen zu schützen, wozu auch der aufwirbelnde Tiefschnee gehört.

  • Freeride-Hosen bestehen zumeist aus einem wasserdichten, stapazierfähigen und atmungsaktiven Hardshell-Material wie Gore-Tex. Für zusätzliche Belüftung im Aufstieg sorgen lange Seitenreißverschlüsse. Hosenträger und ein mehr oder weniger weit hoch gezogener Latz verbessern den Sitz und den Schutz vor Flugschnee.

  • Zu diesem Zweck haben Freeride-Jacken einen integrierten Schneefang: Er verhindert das Eindringen von Schnee und lässt sich manchmal sogar mit einer passenden Hose verbinden. Das Material der Wahl ist auch hier eine wind- und wasserdichte Hardshell wie Gore-Tex. 

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Aufnahme vom Schuster Experten Ernst
Unser Experte: Ernst arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Verkaufsberater in der Bergsportabteilung im Sporthaus Schuster und leitet Tiefschneekurse z.B. beim Deutschen Alpenverein.

Fazit: Sicherheit und Spaß durch die richtige Freeride-Ausrüstung  

Mit der richtigen Ausrüstung steht dem Spaß im Powder nichts im Weg. “Je genauer Du weißt, was Du damit vorhast, desto einfacher ist es, z.B. den besten Freeride-Ski für Dich, Deine Ansprüche und Dein Fahrkönnen zu finden”, erklärt Ernst. Unbedingt solltest Du auch an die nötige Sicherheitsausrüstung beim Freeriding denken. Sie schützt Dich bei Stürzen und kann im Falle eines Lawinenabgangs Dein Leben retten. Gerne beraten wir Dich im Sporthaus Schuster – und dann lass es stauben!

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