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Mentaltraining im Sport- So wächst du über dich selbst hinaus!

“Mentale Stärke” - diese Begrifflichkeit gehört inzwischen genauso zum sportlichen Kontext wie die richtige Ausstattung oder die optimale Grundlagenausdauer. Doch wie genau läuft Mentaltraining im Sport ab - Schuster Head Coach Sandra Mastropietro klärt auf.

von SPORT SCHUSTER

Frau blickt über eine Bergwiese voller Almhütten in Richtung dunkler Wolken

Mentale Stärke - Was ist das eigentlich?

Laut klassischer Definition versteht man unter mentaler Stärke die Fähigkeit im entscheidenden Moment unter den gegebenen Bedingungen die bestmögliche Leistung zu erbringen. Kurz: Die persönliche Einstellung, auch unter Schwierigkeiten an persönlichen Zielen festzuhalten. Zum Beispiel im Wettkampf, oder auch wenn Dein Training mal nicht so läuft, wie geplant.

Jetzt fallen Dir bestimmt gleich ganz viele Beispiele ein, in denen Du mentale Stärke bewiesen hast - Das ist SUPER! Wir führen die Definition aber noch ein wenig weiter, also steigen “etwas tiefer” ins Thema “Mentale Stärke im Sport” ein :) 

Mentale Stärke bedeutet nämlich außerdem, sowohl Anstrengung als auch Ausdauer zur Erreichung von Zielen aufzubringen und sich auf dem Weg zu diesen wenig Ablenken zu lassen, grundsätzlich immer eine hohe Motivation aufzuweisen und Misserfolge wegzustecken (wie sagt man doch gleich: Aufstehen und Krone richten).

…Der ein oder andere ahnt es vielleicht schon: Hinter dem fachlichen Begriff “Mentale Stärke” verbirgt sich viel mehr ein klassischer “Denkprozess” und auch, noch umgangssprachlicher ausgedrückt, die “persönliche Lebenseinstellung”. 

Lasst uns also auch in diesem Artikel weg von hoch wissenschaftlichen Definitionen und hin zu praxisorientierten Tipps gehen: 

Wie also kann ich meine eigenen Gedanken grundsätzlich ins Positive deuten und somit “meine Mentale Stärke stärken”?


“Wenn wir an unsere Stärke glauben, so werden wir täglich stärker.” sagte einst Mahatma Gandhi und schuf damit wohl den Leitsatz zur Erringung Mentaler Stärke. Denn auch wenn die Psychologie eine vielzahl von Eigenschaften als Bausteine der mentalen Stärke betitelt, so steht ganz am Anfang der Glaube an dich selbst und deine Fähigkeiten:

Glaube an Dich und daran, dass Du Dein Vorhaben schaffen kannst und wirst.

Klingt logisch, ist es auch! Doch Achtung; dennoch ist es nicht so einfach, wie es sich lesen mag. Denn an seine eigenen Stärken zu glauben setzt voraus, dass man sich dieser Stärken auch bewusst ist! Und somit kommen wir zum ersten Tipp beim stärken unserer Mentalen Stärke:
Läuferin zeigt motiviert

1. Sei Dir Deiner Stärken bewusst und lerne, diese richtig einzuschätzen! 

Was kann ich gut, was weniger gut und wobei benötige ich Hilfe?

Hier kannst Du gerne ganz “Oldschool” vorgehen und Dir eine Liste erstellen. Aber sei nicht “zu bescheiden” beim Erstellen dieser. Hier eine Auswahl an “Bausteinen” mentale Stärke zum zuordnen: :)

Disziplin, Willensstärke, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, Selbstverantwortung, Unabhängigkeit von Meinungen und Einschätzungen anderer, Selbstvertrauen, Zuversicht, realistischer Optimismus, Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen, gesunde Selbsteinschätzung, Selbstannahme und Selbstliebe, Authentizität, Toleranz gegenüber Veränderungen, Fehler als Chance zur Verbesserung sehen

2. Definiere ein klares und realistisches Ziel

Mit der Selbsteinschätzung hast Du bereits einen großen Schritt in Richtung mentaler Stärke getan, denn Du hast Dir erneut und deutlich bewusst gemacht, was in Dir steckt und worauf Du vertrauen kannst. Nun ist es an der Zeit, diese Stärken beim Erreichen eines konkreten Ziels einzusetzen. Ein konkretes Ziel ist sehr wichtig, um die Motivation aufrecht zu erhalten. (>> Mehr dazu: Trainingslehre: Darauf kommt es bei der Planung an! )

3. Bereite Dich vor, denn das gibt Dir Sicherheit

Setze Dich mit Deinem gesteckten Ziel auseinander. Was brauchst Du? Achte auf die richtige Ausstattung wie die optimalen Laufschuhe. (>> Mehr dazu: Der perfekte Laufschuh: Darauf kommt es an.) für Dein Ziel, einen gut durchdachten  Trainingsplan (>> Mehr dazu: Trainingspläne Halbmarathon), eine Lauf-App oder eine Sportuhr? Je gründlicher die Vorbereitung, desto selbstsicherer gehst du an Dein eigenes Projekt heran.


4. Setze Dich mit Deinen Zweifeln und Ängsten auseinander

Nein, man kann nicht alles planen und das ist auch gut so. Dennoch hilft es, im Vorfeld schon einmal über die “größten, potenziellen Stolpersteine” nachzudenken und die damit verbundenen, negativen Emotionen möglichst ins Positive zu wenden. Wichtig hierbei ist, dass jeder Misserfolg oder Stolperstein als Chance gesehen und gewertet wird. 

Beispiele: Du musst Deinen Trainingsplan pausieren, weil ein zeitaufwendiges Arbeitsprojekt dazwischen kam? Prima - eine Karrierechance! Die Muskulatur ist merkfähig und der “Neustart” zurück in den Plan wird Dir sicherlich leicht fallen. 

Du konntest den längsten Long Run vor dem Halbmarathon nicht absolvieren, weil genau in “Dein Zeitfenster” drei Hochzeiten gefallen sind und sich die beste Freundin oder der bester Freund auch noch von dem langjährigen Partner getrennt hat und entsprechende “Girls Nights” oder den “Männerabend” eingefordert hat? C’est la vie!

Es gehört zum Leben, dass nicht alles so läuft, wie man es gerne hätte oder gar wie es geplant wurde. Wichtig ist, dass Du in solchen Situationen nicht in Stress verfällst sondern positiv bleibst und Deine Emotionen regulierst.

Wie war die Definition am Anfang doch gleich? Mentale Stärke bedeutet auch, immer das Beste aus der jeweils gegebenen Situation zu machen ;)

Des Weiteren basiert mentale Stärke nicht nur auf dem Wunsch, die gesteckten Ziele zu erreichen, sondern vielmehr auf dem Wissen, dass das Erreichen Ausdauer und Arbeit bedeutet.
Zwei Läufer, ein Mann und eine Frau, gutgelaunt beim Joggen.

5. “Zu zweit ist man weniger allein”

Mental Stark sein heißt nicht, dass man alles  mit sich selbst ausmachen kann/soll/muss. Im Gegenteil. Holt jemanden mit “ins Boot”. Den Partner, die Freundin, Mutter, Varer oder einen Mental Coach - wen auch immer. Berede Deine Ziele und Deinen Fortschritt, hol Dir die objektive Meinung ein und besprich auch, worauf Du besonders stolz bist.

Jemanden von seinen Zielen zu erzählen schafft nämlich nicht nur Verbindlichkeit, sondern stärkt zudem auch noch den eigenen Willen ungemein. ;)

Probier es doch einfach mal aus - Ich wünsche Dir viel Erfolg und glaube daran, dass Du alles schaffen kannst- wenn Du selbst fest genug daran glaubst und bereit bist, hart dafür zu arbeiten!

Sandra Mastropietro

INSIDER TIPP


Oft höre ich, dass Menschen an ihrem Durchhaltevermögen zweifeln. Ich habe damals in der Ausbildung zum Mentaltrainer die folgende Übung dazu gelernt: 

Nimm einen Block oder ein Notizbuch und fange an, jeden Abend oder jeden Morgen 30x mit deiner schwachen Hand (Rechtshänder benutzen die linke Hand, Linkshänder die Rechte) den Satz “Ich werde das schaffen!” für 21 Tage.

Diese Übung trainiert nicht nur die “schwächere Gehirnhälfte” sondern hilft auch dem Gehirn, “Durchhaltevermögen” zu erlernen.


GAST AUTORIN // SANDRA MASTROPIETRO

Sandra ist eine absolute Ausnahme-Athletin. Als zertifizierter Running & Mental Coach hat sie bereits mehrere Bücher über das Laufen geschrieben und mit dem Dragons Back Race das härteste Etappenrennen der Welt erfolgreich gefinished!