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Die wichtigsten Tipps zu Hochtouren-Bekleidung

Im vergletscherten Gelände benötigst Du spezielle Kleidung für Hochtouren. Erfahre hier, was Du brauchst und worauf Du beim Kauf achten solltest.

von INGO WILHELM

Beim Bergsteigen im vergletscherten Gelände spricht man von Hochtouren. In den europäischen Alpen beginnt dieses Reich aus Fels und Eis bei etwa 3000 Metern über dem Meeresspiegel. In diesen Höhen braucht man nicht nur besondere Schuhe und spezielle Ausrüstungsgegenstände, die wir in unserem Berater zur Hochtouren-Hardware erklären. Auch die Bekleidung muss auf die besonderen Anforderungen einer Hochtour angepasst sein. >> Finde Hochtouren-Ausrüstung in unserem Webshop

In diesem Ratgeber erklären wir Dir, welche Kleidungsstücke Du für eine Hochtour benötigst und worauf Du beim Kauf achten solltest: Von Kopf bis Fuß, von innen nach außen.

Hochtouren-Bekleidung im Zwiebelprinzip

Wie bei den meisten Outdoor-Sportarten, empfiehlt sich auch bei Hochtouren-Bekleidung das Zwiebelprinzip. Das bedeutet: Man trägt mehrere Kleidungsschichten, die man je nach Bedarf übereinander zieht – und im Rucksack verstaut, wenn man sie gerade nicht braucht. Beginnen wir mit der untersten, körpernahen Schicht an: der Unterwäsche für Hochtouren.

Die 1. Schicht: Unterwäsche für Hochtouren

Das Unterhemd sollte auf keinen Fall aus Baumwolle bestehen, da sich Baumwolle mit Schwitzfeuchtigkeit vollsaugt und früher oder später zum Auskühlen führt. Besser ist ein Funktionsunterhemd aus Kunstfaser oder – bei kühleren Temperaturen – mit Merinowolle. Ob kurz- oder langärmlig, hängt von Deiner Kälteempfindlichkeit und den Tagestemperaturen ab. Auch bei der Unterhose sind Kunstfaser oder Merinowolle die erste Wahl.

>> Funktionsunterwäsche für Damen
>> Funktionsunterwäsche für Herren

Zur Unterwäsche zählen auch die Socken. Auch hier gilt: keine Baumwolle! Stattdessen ausreichend lange Wandersocken aus Kunstfaser und/oder Merinowolle. Sie sollten eng am Fuß sitzen, um Scheuerstellen und damit Blasen zu vermeiden. Auf Hochtouren trägt man eher dicke Trekkingsocken, denn im Hochgebirge bekommt man schnell kalte Füße. Außerdem sollten die Socken an den empfindlichen Stellen wie Zehen und Ferse ausreichend gepolstert sein, um Druckstellen durch die steifen Hochtourenstiefel zu vermeiden. Einige Hersteller bieten auch besonders warme Thermosocken an. >> Unsere Trekkingsocken

Die 2. Schicht: Wärmespender für Hochtouren

Am Oberkörper folgt auf das Unterhemd die mittlere Schicht. Ihre Aufgabe: Wärme spenden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die je nach Kälteempfinden auch kombiniert werden können – von einem eher dünnen Fleecepulli über eine Softshelljacke bis hin zu einer Isolationsjacke. Eine solche Jacke mit Kunstfaserwattierung oder Daunenfüllung gehört unbedingt mit in den Rucksack, sei es für die Gipfelrast in eisigen Höhen oder für den Fall eines Wetterumschwungs.

Softshell- und Thermojacken sind in der Regel wasserabweisend und winddicht, bieten also einen gewissen Wetterschutz. Für den ultimativen Wetterschutz auf Hochtouren ist jedoch eine dritte Schicht unerlässlich: die Hardshell-Jacke.

>> Zu unseren Hochtouren-Jacken

Wo das Gelände fordernd wird, will man sich keine Gedanken um die richtige Bekleidung machen müssen. Hier zählt: Was man am Körper trägt, muss absolut verlässlich sein. 

Foto: Salewa

Die 3. Schicht: Hardshell-Jacke

Hardshell-Materialien wie Gore-Tex sind absolut wasser- und winddicht. Auch bei strahlendem Sonnenschein gehört eine Hardshell-Jacke mit in den Hochtourenrucksack, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Eine Hochtouren-Hardshelljacke sollte außerdem einige Merkmale aufweisen, die sie von einer Wanderjacke unterscheidet:

  • Hochtourenjacken sollten aus einem robusten Hardshell-Material wie Gore-Tex Pro bestehen. So wird sie bei Kontakt mit Fels und Eisschrauben oder durch das Scheuern eines schweren Rucksacks nicht so schnell beschädigt.
  • Da man auf Hochtouren oft einen Helm trägt, sollte die Jacke über eine helmkompatible Kapuze verfügen. Sie muss weit genug sein, um sie über den Helm ziehen zu können. Gleichzeitig sollte sie in Volumen und Sichtfeld verstellbar sein, damit sie auch ohne Helm an den Kopf angepasst werden kann.
  • Achte darauf, dass die Taschen einer Hochtourenjacke hoch genug angebracht sind. Dann werden sie nicht vom Klettergurt verdeckt.

Beim Hüftsaum scheiden sich die Geister. Die einen Bergsteiger:innen bevorzugen eher kurz geschnittene Jacken, die das Equipment am Gurt nicht abdecken und jederzeit schnell an- und ausgezogen werden können. Andere bevorzugen wegen des besseren Schutzes vor Nässe und Kälte länger geschnittene Jacken, die bei Bedarf unter den Gurt gesteckt werden können.

>> Hardshelljacken für Damen
>> Hardshelljacken für Herren

Die perfekte Hochtourenhose

An kalten Tagen oder in großen Höhen ist eine lange Unterhose aus Funktionsmaterial oder Merinowolle nicht verkehrt. Darüber kommt dann die eigentliche Hochtourenhose. Sie sollte strapazierfähig sein, Bewegungsfreiheit lassen und Wetterschutz bieten. Und genau hier kommt die Materialfrage ins Spiel:

  • Eine Softshell-Hose ist besonders elastisch, atmungsaktiv und weitgehend winddicht. Allerdings ist eine solche weiche Hose für Hochtouren nur wasserabweisend und oft nicht ganz winddicht. Für gemäßigte Hochtouren an sonnigen, warmen Tagen reicht das aus.
  • Bei Niederschlag oder häufigem Schneekontakt ist eine wasserdichte Hochtourenhose aus Hardshell-Material unerlässlich. Wie bei der Jacke, solltest Du auch hier auf ein besonders robustes Hardshell-Material achten.

Unabhängig vom Material haben Hochtourenhosen seitlich lange Reißverschlüsse. Sie dienen der Belüftung und erleichtern das An- und Ausziehen.

Besonderes Augenmerk gilt den Beinabschlüssen. Sie sollten an den Unterschenkeln und im Knöchelbereich eng anliegen. So kann kein Schnee in die Hosenbeine eindringen. Vor allem aber bleibt man nicht versehentlich mit den Steigeisen-Zacken an den Hosenbeinen hängen – eine der häufigsten Unfallursachen auf Hochtouren!

Deshalb haben Hochtourenhosen an den Beinabschlüssen spezielle Features:

  • Eine integrierte Weitenverstellung sorgt bei vielen Modellen dafür, dass die Hosenbeine eng anliegen.
  • Vor allem Hardshell-Hosen haben oft eine integrierte Gamasche, die das Eindringen von Schnee verhindert. Alternativ gibt es Gamaschen zum Drüberziehen. >> Zu den Gamaschen
  • Die Hosenbeine können mit einem Haken an den Schnürsenkeln einhängt werden. Das verhindert ein Hochrutschen der Hosenbeine und sorgt für einen engen und dichten Abschluss der Hose mit den Stiefeln.

An stark beanspruchten Stellen wie Gesäß oder Knien sind Hochtourenhosen oft verstärkt. Gleiches gilt für die Innenseiten der Unterschenkel. Hier soll die Verstärkung Löcher durch Steigeisenkontakt oder Scheuern verhindern.

>> Zu unseren Hochtourenhosen für Damen und Herren

Echte Hochtouren-Gefühle!

Foto: La Sportiva

Accessoires für die Hochtouren-Packliste

Über diese Kleidungsstücke hinaus gehören auch einige Accessoires zur Hochtouren-Ausrüstung:

  • Kalte Finger sind nicht nur unangenehm, sondern können ein massives Sicherheitsrisiko darstellen. Deshalb sollte man bei Hochtouren-Handschuhe nicht sparen. Nimm immer zwei Paar mit ins Hochgebirge: ein dünneres für den Aufstieg und ein dickeres für den Abstieg. >> Unsere Alpinhandschuhe
  • Eine wärmende Kopfbedeckung muss helmkompatibel sein. Dünne Stirnbänder oder Helmmützen passen gut unter den Helm. Bei Bedarf hilft die Kapuze über dem Helm, den Kopf warm zu halten. Eine zusätzliche dicke Mütze als Reserve im Rucksack ist nie verkehrt. >> Mützen für Damen und Herren
  • Ein Schlauchtuch kann sich auf Hochtour vielseitig bewähren – sei es als Schal, als Gesichtsschutz bei eisigem Wind oder als Stirnbandersatz. >> Zu unseren Schlauchtüchern


Fazit: Besser etwas overdressed auf Hochtour

Hochtouren stellen besonders hohe Anforderungen an die Bekleidung. Kälte- und Wetterschutz sind hier von großer Bedeutung. Zudem werden Hosen und Jacken durch den Kontakt mit Fels, Eis und Hardware stark beansprucht. Sie sollten daher strapazierfähiger sein als Bekleidung für Wanderungen oder Skitouren.


Im Zweifelsfall solltest Du Dich sowohl beim Kauf als auch beim Anziehen und Packen für die etwas wärmere und robustere Kleidung entscheiden. Besser ist es, mit genügend Reserven auf Tour zu gehen. Denn ein unerwarteter Wetterumschwung oder eine windige Zwangspause im Hochgebirge kann nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich werden.  >> Hochtouren-Bekleidung im Überblick