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Wann darf ich nach Corona wieder Sport machen?

Der Sportkardiologe Prof. Dr. med Preßler teil sieben Empfehlungen, wann Du nach einer Covid-Infektion oder einer Coronaimpfung wieder mit dem Sport starten kannst.

von SPORT SCHUSTER

Der Sportkardiologe berät eine Patientin.

1. Bei einem sehr milden Verlauf

Nach einem sehr milden Verlauf über wenige Tage mit Beschwerden ausschließlich im Bereich der oberen Atemwege (wie eine Erkältung) und allenfalls geringem Fieber sollte nach Symptomende (!) noch etwa 7-10 Tage gewartet werden, bevor das Training wieder aufgenommen wird. In diesem Fall ist eine Untersuchung nicht zwingend erforderlich. Gleiches gilt für eine Sportler*in, die eine Untersuchung versäumt hat, aber schon 3 Monate nach einer Coronaerkrankung beschwerdefrei geblieben ist.

2. Bei milden Symptomen

Wer nur milde Symptome hatte, aber noch etwas länger einen leichten Reizhusten oder eine Müdigkeit verspürt, sollte zumindest einmal seine Hausärztin aufsuchen und EKG und Blutwerte bestimmen lassen, bevor in unauffälligem Fall und nach im Mittel 10 Tagen Pause nach Ende der „Hauptbeschwerden“ wieder begonnen werden kann.

3. Nach einem stärkeren Verlauf mit höherem Fieber, Husten & Bettlägerigkeit

Bei den oben genannten Symptomen und einigen Tagen allgemeinem Krankheitsgefühl mit Bettlägerigkeit sollte man sich zumindest gut beobachten und 14 Tage nach Abklingen der Symptome keinen Sport betreiben. Eine Untersuchung über die Hausärztin hinaus bei Kardiolog*innen ist in einem solchen Fall zumindest sehr sinnvoll, vor allem wenn zusätzlich noch Kurzatmigkeit, Herzunregelmäßigkeiten oder ein Druckgefühl im Brustkorb verspürt werden. Hier sind dann ergänzend ein Lungenfunktionstest, Herzultraschall und auch ein Belastungstest anzustreben, optimal mit Spiroergometrie (Atemgasmessung unter Belastung).

4. Bei einer nachgewiesenen Lugenentzündung

Bei einer in Röntgen oder Computertomografie nachgewiesenen Lungenentzündung sind mindestens 4 Wochen Sportpause nach Abheilung anzuraten, anschließend eine Nachuntersuchung beim Lungenarzt.

5. Bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung

Wer in der haus- oder fachärztlichen Untersuchung Auffälligkeiten in EKG, Blut oder Ultraschall hatte, die zumindest einen gewissen Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung nahelegen, ohne diese sicher zu beweisen, sollte zumindest 4 Wochen keinen Sport betreiben und sich danach wieder kardiologisch vorstellen. Oft ist dabei auch ein Kernspin des Herzens (MRT) hilfreich, wobei dies nicht in jedem Fall zwingend ist.

6. Bei bestätigtem Befund

Wer tatsächlich einen sehr konkreten Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung hatte oder bei wem diese klar nachweisbar war, also meistens auch im MRT bestätigt, sollte bis zu 3 Monaten Sportpause einhalten. Letztlich muss aber auch dies immer im Einzelfall beurteilt werden, so dass Zwischenuntersuchungen nach z.B. 6 Wochen sinnvoll sind.

7. Nach einer Corona-Impfung

Nach einer Corona-Impfung sollte bei guter Verträglichkeit zumindest 1 Woche mit dem Training pausiert werden, da die meisten Herzmuskelentzündungen nach Impfung innerhalb dieser Zeit beobachtet wurden.

Starte zunächst mit Grundlagentraining

Ergebnisse von Coronatests haben mit der Einschätzung der Sporttauglichkeit nichts zu tun, es zählen ausschließlich die Beschwerden der Sportler*innen. Und natürlich sollte nach Corona oder Impfung stets mit reinem Grundlagentraining unter Beachtung des subjektiven Befindens begonnen werden, d.h. langsames Tempo und zunächst allmählicher Ausbau der Dauer einer Einheit. Geht es gut, kann nach 2-3 Wochen aber durchaus wieder normal trainiert werden.

Eine Leistungsdiagnostik als Bestandteil der ärztlichen Untersuchung ist hilfreich, um die geeigneten Pulse zum Wiederbeginn einschätzen und das Training besser steuern zu können. Hier findest Du alle Infos zum Ablauf einer Leistungsdiagnostik bei Dr. med Preßler.

EXPERTEN TIPP

Je genauer man ein Stechen im Brustkorb lokalisieren (z.B. genau mit dem Finger darauf zeigen kann), desto unwahrscheinlicher ist ein Ursprung im Herzen. Dies kommt eher aus den Knochen und Muskeln. Aber klar - im Zweifel lieber anschauen lassen. Und ganz unabhängig von Symptomen kann ein Check nach Corona auch allgemein sinnvoll sein, denn zumindest in Einzelfällen entdeckt man auch einmal andere Dinge, die eine Relevanz fürs Training haben können – zum Glück ist dies allerdings wirklich sehr selten.

Unser Gastautor// Prof. Dr. med Axel Preßler

Prof. Dr. med Preßler ist einer der renommiertesten Experten für Sportkardiologie in Europa. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie war bis zur Eröffnung seiner eigenen Praxis elf Jahre lang Oberarzt im Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität München. Er hält regelmäßig Vorträge vor nationalem und internationalem Publikum und veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge auf seinem Spezialgebiet Herz und Sport. Er joggt, fährt Mountainbike und schwimmt gerne.

Termin vereinbaren? Hier geht es zur Privatpraxis von Prof. Dr. med Axel Preßler in Bogenhausen, München.