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Wandern im Frühling - was muss man beachten

Frühling am Berg. So schön, die Natur beim langsamen Erwachen zu beobachten. Ein paar Dinge sollte man allerdings beachten, damit die Wanderung auch wirklich für alle ein Genuss wird.

von SPORT SCHUSTER

Noch etwas Schnee vor dem Gipfel

Unten Frühling, oben noch Winter

Die ersten Bergtouren im Jahr sind nicht selten eine Reise in den Schnee. Was von unten so einladend aussah, entpuppt sich beim Anstieg häufig als ernsteres Unterfangen. Meterdicke Lawinenreste in den Rinnen, steile Schneefelder auf schattigen Hängen und vereiste Wege. Das kann abenteuerlich, wild und schön sein, Vorsicht und etwas Vorbereitung ist aber auf alle Fälle geboten.

Schneefelder und Eisreste auf dem Weg

Sie sind im Frühjahr fast nicht zu vermeiden: Altschnee und Eis. Im überschaubaren Gelände lassen die sich aber mit leichten Grödeln sehr gut überqueren, solange der Hang nicht zu steil ist und sich das Schneefeld nicht im Absturzgelände befindet. Über einer Felskante, beispielsweise. Ist das der Fall, sollte man sich lieber eingestehen, dass es noch etwas zu früh ist, für die Tour.

Eine rutschige Eisschicht deckt den Boden am Bach

Lawinengefahr

Schnee schmilzt nicht immer gemütlich an Ort und Stelle, viele steile Hänge entlassen ihre weiße Last in tiefere Regionen. Vor allem nachmittags steigt das Lawinenrisiko. Hier gilt: Augen auf und kein Risiko eingehen! Keine sonnigen Schneeflanken queren und natürlich auch nicht unterhalb rumspazieren. Wer Schnee vermeiden möchte, sucht sich am besten eine sonnig-exponierte Wanderung am Südhang, hier taut der Schnee zuerst.

Die Sache mit der Erosion

Schäden durch Eisbruch und Erdrutsch

Wo im Herbst noch ein Weg war, muss im Frühling keiner mehr sein. Vor allem in Wintern mit hohen Temperaturunterschieden sammelt sich tagsüber Wasser in Spalten und Rissen, welches sich nachts bei Frost ausdehnt. So können sich ganze Felsblöcke aus der Wand lösen. Das Schmelzwasser im Frühjahr bahnt sich oft seinen Weg über ausgetretene Wanderpfade talwärts, weicht so das Erdreich auf und sorgt Jahr für Jahr für schwere Erdrutsche im gesamten Alpenraum. Oft sieht man an Hängen bereits Risse in der Grasdecke, die beim nächsten Gewitter oder dem zusätzlichen Gewicht von unachtsamen Wanderern abrutscht. Führt der Weg durch eine derartige Zone und kann nicht sicher umgangen werden, dreh lieber um.

Hier hat die Erosion voll zugeschlagen.  Einige Bäume liegen am Boden

Vorsicht an Bächen und Flüssen

Fließende Gewässer schwellen in den Bergen vor allem in den Frühjahrsmonaten durch das Schmelzwasser stark an und manche Brücken haben durch Treibholz und Unterspülungen stark gelitten. Achte darauf, dass alles stabil ist und keine erkennbaren Schäden zu sehen sind, bevor Du einen Fluss oder Wildbach überquerst. Auch an Uferwegen heißt es Augen auf. Diese können im Frühjahr durch die Wassermassen stark unterspült sein und beim unachtsamen Betreten abbrechen oder einstürzen. Vor allem in Flusskehren, wo die Strömung mit Wucht auf das Ufer trifft, treten diese Unterspülungen häufig auf.

Rißbach hoch mit Schmelzwasser

Nimm Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt

Wildschutzzonen beachten

Das Gebirgswild hat gerade die härteste Zeit des Jahres hinter sich gebracht, Kälte, Schneemassen und Hunger überstanden, da willst Du ihnen doch die verdiente Erholung nicht streitig machen. Vor allem im Frühjahr solltest Du die Wege nicht verlassen, ausgewiesene Ruhezonen (meist hängen die Schilder noch) nach wie vor beachten und - so schön der dichte Wald auch ist - nicht einfach mitten hindurch stapfen. Die Tiere sind geschwächt und brauchen Ruhe, um zu Kräften zu kommen. Ach, noch was: schrei nicht so.

Kröte im Wasser

Verliebte Amphibien

In der Nähe von Gewässern und Feuchtgebieten wimmelt es im März und April. Tausende Frösche und Kröten wandern nun zu ihren Laichplätzen um sich zu paaren. Teilweise bewegt sich der ganze Waldboden vor liebestollen Gesellen. Also pass gut auf, wo Du hintrittst.

Vorsicht, verstecktes Grün!

Auch die Pflanzen haben viel geleistet, in den letzten Monaten. Dauerfrost, Eis und Wasser, alles haben sie am Waldboden überlebt und mit der ersten Wärme zarte Keime entwickelt. Die brauchen allerdings noch etwas, bis sie rauskommen. Wenn sie nicht vorher zertreten werden. Also auch hier gilt: bleib auf dem Weg und betritt vor allem keine Biotope. Die haben noch etwas Arbeit vor sich, bis wir ihren Anblick genießen können.

Ein schöner Waldboden mit Sonnenstrahlen

Richtige Kleidung für alle Bedingungen

Wechselhaftes Wetter, unten schon grün, oben noch Schnee, kalt im Schatten, bereits warm in der Sonne – keine Jahreszeit hält so viele Überraschungen am Berg bereit wie der Frühling. Bereite Dich darauf vor. Am besten, Du ziehst Dich nach dem „Zwiebelschicht-Prinzip“ an. Eine ausgleichende Schicht auf der Haut, darüber eine wärmende und eine wasser- und winddichte Schicht ganz außen. Wenn kein großartiger Niederschlag zu erwarten ist, genügt eine Softshelljacke, ansonsten muss die Hardshell in den Rucksack. Außerdem sollte immer eine Mütze und Handschuhe dabei sein.

Alles für das perfekte Zwiebelschichtsystem







Was kannst Du für Dich tun?

Neben all den Gefahren, der Rücksichtnahme und dem Vorausschauen müssen wir jetzt auch mal darüber reden, dass Du hier bist, um einen echt schönen Tag zu haben. Also denk auch an ein Sitzkissen gegen den feuchten Boden und leckere Brotzeit. Am besten selbstgemacht und nachhaltig. Wenn es oben doch noch recht zugig ist, wirst Du Dich vor allem über was Warmes zu trinken freuen. Eine Thermosflasche voller Tee, zum Beispiel.

>> Thermosflaschen

TIPP

Wenn’s früh im Jahr noch kühl ist am Berg, pack einen Thermosbehälter mit heißem Eintopf, Suppe oder Brühe ein und nimm noch ein paar Einlagen, wie Backerbsen, Pfannkuchenstreifen oder Croutons mit. Oben alles in eine Schüssel und einen feinen Hüttenschmaus unter freiem Himmel genießen. Du bist mit Freunden unterwegs? Top! Dann können sich alle etwas überlegen und Ihr überrascht Euch gegenseitig.

Jetzt geht’s aber los! Wir wünschen Euch einen wunderbaren Start in die Wandersaison, genießt die Berge und kommt gesund und voll wunderbarer Erinnerungen wieder heim.


Fotos: André Tappe