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Was bedeutet Wassersäule? Die Erklärung

Bei Regenjacken und Zelten gibt es oft den Begriff „Wassersäule“. Doch was bedeutet das genau? Und wann ist ein Produkt wirklich wasserdicht?

von SPORT SCHUSTER

Zwei Wanderer auf dem Weg hinter einem Wasserfall
Foto: Gore-Tex

Die „Wassersäule“ ist ein Testverfahren zur Überprüfung der Wasserdichtigkeit eines Stoffes oder einer Membran. Dabei wird ein Zylinder auf den Stoff gestellt und so lange mit Wasser aufgefüllt, bis der Druck ausreicht, um das Wasser durch das Textil zu drücken. Die Höhe des eingefüllten Wassers in Millimetern entspricht der Wassersäule.

Beispiel: Ein Stoff mit einer Wassersäule von 1000 mm hält bis zu dem Wasserdruck Stand, wenn der Zylinder bis zu einer Höhe von einem Meter gefüllt ist. Das entspricht 0,1 bar.

Ab einer Wassersäule von 1300 mm darf von einem wasserdichten Stoff gesprochen werden.

Wassersäule bei Jacken und Hosen

Eine moderne Gore-Tex-Jacke hat je nach Ausführung eine Wassersäule von bis zu 28.000 mm. Die Membranen anderer Hersteller stehen dem kaum nach und haben ebenfalls eine absolut ausreichend hohe Wassersäule. Das ist auch gut so! Denn Jacken sind oft hoher Belastung ausgesetzt, vor allem in den Bereichen der Gurte und Auflageflächen eines Rucksacks. Ein nasser Schultergurt kann die Feuchtigkeit durch die Schulterpartien einer minderwertigen Jacke drücken.

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Bei Hosen entsteht sogar ein noch höherer Druck als bei Jacken, nämlich beim Hinsetzen und beim Knien. Deshalb sollte eine Regenhose eine Wassersäule von mindestens 15.000 mm haben.

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Wasser perlt vom Material ab
Foto: André Tappe

Wassersäule bei Zelten

Zelte mit einem Außenmaterial, das über 1500 mm Wassersäule verfügt, dürfen als dicht bezeichnet werden. Der Wasserdruck auf die Außenwand von Zelten entsteht in erster Linie über das Zusammenspiel von Regen und Wind.

Bei hochwertigen Leichtzelten ist der Außenstoff meist silikonbeschichtet und hat eine Wassersäule von 3000 mm. Mehr ist aufgrund des dünnen Materials kaum möglich. Da hier aber meist sogenannte Ripstop-Stoffe zum Einsatz kommen, wird die Außenwand in der Praxis kaum gedehnt, sodass die Beschichtung der Feuchtigkeit standhält. Bei schwereren Zelten können auch dickere Stoffe mit einer Wassersäule zwischen 5000 und 8000 mm zum Einsatz kommen.

Wichtig: Die Beschichtung von Zeltstoffen kann nicht zuletzt durch UV-Strahlen Schaden nehmen und dadurch im Laufe der Zeit an Wasserdichtigkeit einbüßen. Deshalb solltest Du ein Zelt nicht unnötig lange in der Sonne stehen lassen.

Der Zeltboden ist noch viel höheren Belastungen ausgesetzt als der Außenstoff. So kann sich bei Regen Nässe unter dem Zelt sammeln. Und von oben kommt der Druck einer sitzenden, liegenden, oder – als höchste Belastung – einer knieenden Person. Dadurch kann die Feuchtigkeit des Untergrunds schnell ins Zelt durchgedrückt werden. Deshalb gelten Zeltböden erst ab einer Wassersäule von 5000 mm als wasserdicht. Die meisten Modelle haben einen deutlich höheren Wert von 8000 oder 10.000 mm.

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Wann ist ein Produkt wirklich wasserdicht?

Neben der Wassersäule gibt es einen weiteren wichtigen Faktor für die Wasserdichtigkeit von Outdoor-Ausrüstung, nämlich die Nähte. Damit eine Jacke oder eine Hose wirklich wasserdicht ist, müssen die Nähte getaped sein. Das bedeutet: Sie werden von innen mit einem schmalen Streifen wasserdichten Materials überklebt oder zugeschweißt.

Viele Softshell-Jacken bestehen aus einem Material, das eine ausreichend hohe Wassersäule aufweist, sodass in der Praxis kein Wasser dadurch eindringt. Ihre Nähte sind jedoch nicht getaped. Und so gilt Softshell-Bekleidung in der Regel nicht als „wasserdicht“, sondern nur als „wasserabweisend“.

Hardshell-Jacken und -Hosen hingegen erfüllen beide Anforderungen an wasserdichte Bekleidung: Sie haben ein Material mit ausreichend hoher Wassersäule, und ihre Nähte sind getaped.

In jedem Fall solltest Du wasserdichte Materialien gut pflegen. Dazu gehört beispielsweise, dass Du groben Schmutz vom Zelt oder auch von der Bekleidung abwäscht. Insbesondere wasserdichte Jacken und Hosen benötigen darüber hinaus eine spezielle Pflege, damit sie atmungsaktiv bleiben.

>>Mehr dazu in unserem Artikel Gore-Tex-Bekleidung richtig pflegen.