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Herzmuskelentzündung nach Corona bie Sportler*innen - wir klären auf!

Sportkardiologe Prof. Dr. med Axel Preßler klärt auf, wie Corona im Zusammenhang mit einer Herzmuskelenzündung steht und gibt Einblicke in die aktuellen Fallzahlen.

von SPORT SCHUSTER

Kardiologe zeigt am Herzmodell die betroffenen Bereiche.
Das SARS-CoV-2 hat große Teile unseres Alltagslebens und demzufolge leider natürlich auch den Sport nun schon sehr lange bestimmt. Anfangs ging es vorwiegend um Ansteckungsrisiken beim Sport mit der Folge, dass sämtliche Sportstätten geschlossen und Veranstaltungen abgesagt wurden. Paradoxerweise zeigten dann Studien, dass regelmäßiges Training und damit eine gute Fitness vor einer Coronainfektion schützen können, so dass es wichtig blieb, sich regelmäßig zu bewegen. Läufer*innen hatten hier einen klaren Vorteil, kann man diesen Sport doch überall und ohne größeres Equipment ausüben. Auch die Home-Office-Pflicht führte dazu, dass sich viele Menschen vermehrt dem Laufsport zuwandten – immerhin einer der wenigen Vorteile der Pandemie.

Wie steht SARS-CoV-2 im Zusammenhang mit einer Herzmuskelenzündung?

Mit zunehmender Verbreitung der Erkrankung und auch dem Erscheinen von Impfstoffen wechselte der Fokus dann zunehmend zur Frage, ob und wann man nach einer Coronainfektion oder einer Impfung wieder Sport treiben darf. Dies begründet sich darin, dass SARS-CoV-2 nicht nur die beim Sport wichtigen Bronchien und die Lunge, sondern offenbar häufig auch die Herzmuskelzellen befällt. Im Falle von SARS-CoV-2 liegt das an bestimmten Stoffen auf der Zelloberfläche (ACE-2-Rezeptoren), welche das Virus als Eintrittspforte nutzt und dadurch Entzündungsreaktionen in der Herzmuskelzelle hervorruft. Ähnliches, wenn auch deutlich seltener, kommt nach den Impfungen vor.

Allgemein muss betont werden, dass es Viren oder Impfungen mit Befall des Herzmuskels natürlich schon immer gegeben hat. Allerdings wurden wir alle noch niemals mit einer solchen Pandemie und damit einer hohen zeitgleichen Infektions- und Impfzahl konfrontiert; vor allem aber auch nicht mit einer derartigen medialen Präsenz, welche die Sorgen bei Sportler*innen in besonderem Maße verstärkt.

Und ja - fast jeder hat mittlerweile in seinem nahen oder erweiterten Umfeld schon von Herzmuskelentzündungen nach Corona oder nach Impfung gehört. So erklärt es sich zumindest zu einem gewissen Teil auch, dass man zwar nach einer Grippe kaum auf die Idee kommen würde, sich vor dem Wiederbeginn des Trainings ärztlich untersuchen zu lassen, nach Corona dies aber jetzt in aller Munde ist.
Mann liegt auf einer Liege beim kardiologischen Check-Up. Arzt erklärt etwas am Monitor.
Eine Herzmuskelentzündung wird auch gefürchtet, weil diese durchaus unbemerkt ablaufen, aber trotzdem gefährliche Folgen bis hin zum plötzlichen Herztod haben kann. Welche Rolle bleibende Narben nach überstandener Entzündung dabei spielen, ist auch noch nicht komplett geklärt.

Die Symptome können tatsächlich vielfältig sein und reichen von akuten starken Schmerzen im Brustkorb, bei denen jeder sicher sofort ärztlichen Rat sucht, bis zu unspezifischem leichtem Druck, Herzrhythmusstörungen oder auch tatsächlich keinerlei Beschwerden. Eine Herzmuskelentzündung gehört leider auch tatsächlich zu den häufigeren Ursachen für einen plötzlichen Herztod beim Sport. Allerdings darf auch hier niemals vergessen werden, dass dies ein statistisch äußerst seltenes Ereignis ist.

"Die allermeisten Herzmuskelentzündungen heilen folgenlos ab, und dies gilt nach jetzigem Wissenstand auch für SARS-CoV-2."


Faktencheck: CoV-2 Erkrankungen und Herzmuskelentzündungen

Nachdem die Pandemie nun schon lange dauert, erhalten wir jetzt auch zunehmend Zahlen mit schon etwas verlässlicherer Aussagekraft zur Häufigkeit von Herzmuskelentzündungen oder sonstigen Komplikationen nach Corona oder nach Impfung. So treten auffallende Befunde am Herzen bei Sportlern je nach untersuchtem Kollektiv zwischen 0,5-3% auf, was allerdings nicht in jedem Fall gleich eine Herzmuskelentzündung bedeutet. Hinweise für eine erhöhte mittelfristige Sterblichkeit dadurch haben wir bisher nicht, auch nicht nach der weitaus selteneren Herzmuskelentzündung nach Impfung; hier zeigen neue Daten sogar mittlerweile eine mit Impfungen gegen andere Krankheiten vergleichbare Rate.
Arzt führt ein Informationsgespräch mit Patientin
Bisherige und zukünftige Daten helfen uns, bald noch besser die Gefahren für Sportler*innen nach Corona einschätzen zu können. Auch jetzt gibt es bereits eine Reihe von Empfehlungen, wer sich untersuchen lassen soll und wann wieder mit dem Training begonnen werden kann. Erschwert wird dies allerdings noch durch sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe mit häufig noch länger anhaltenden Beschwerden wie Reizhusten, Brennen im Brustkorb bei der Atmung, Leistungsabfall und/oder teils deutlich höherem Puls beim Sport als gewohnt.

Tatsächlich lässt sich durch eine Leistungsdiagnostik sehr häufig eine deutlich geringere maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und ein um 10-20 Schläge höherer Puls noch einige Wochen nach Corona nachweisen - ohne dass dies allerdings immer gleich auf eine Herzmuskelentzündung deutet. Es ist mitunter aber nicht leicht zu unterscheiden, ob diese Beobachtungen eine besondere Gefahr darstellen oder auch einfach nur eine natürliche Folge der krankheitsbedingt oft mehrwöchigen Trainingspause ist.

Je länger und stärker die Beschwerden einer Coronainfektion, desto länger die Sportpause

Wer sich unsicher ist, weil er bestimmte Beschwerden nicht einordnen kann, wer ungewöhnlich lange Probleme verspürt oder gar nach einer vorübergehenden Besserung (und vielleicht auch schon Trainingsbeginn) wieder stärkere Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Herzklopfen oder Druck im Brustkorb entwickelt, sollte stets ärztlichen Rat suchen. Und ganz generell gilt – je länger und stärker die Beschwerden und die Nachwirkungen einer Coronainfektion, desto länger auch die Sportpause – dies kann durchaus auch einmal bis zu 4 Wochen reichen. Unser Körper teilt uns auch durchaus mit, ob und wann Belastungen wieder gut vertragen werden, und auf diese Signale sollte man stets achten.


Unser Gastautor// Prof. Dr. med Axel Preßler

Prof. Dr. med Preßler ist einer der renommiertesten Experten für Sportkardiologie in Europa. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie war bis zur Eröffnung seiner eigenen Praxis elf Jahre lang Oberarzt im Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität München. Er hält regelmäßig Vorträge vor nationalem und internationalem Publikum und veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge auf seinem Spezialgebiet Herz und Sport. Er joggt, fährt Mountainbike und schwimmt gerne.

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