Lange Wanderungen mit Zelt? Völlig unabhängig draußen unterwegs? Das ist für viele Wander- und Trekking-Begeisterte der absolute Traum. Wo es möglich ist, was es dabei zu beachten gibt und was man beim Zelttrekking dabeihaben sollte, erfährst Du hier in unserer Checkliste.
von ANDRÉ TAPPE
Wo darf man in Europa Wildcampen?
Skandinavien
Foto: Barbara Kistner
Schottland
Auf den britischen Inseln ist Schottland das einzige Land, welches wild Zelten ausdrücklich erlaubt. Hier ist es bis auf wenige Ausnahmen (Loch Lomond, Naturschutzgebiete) problemlos, sein Zelt während der Tour aufzuschlagen. Offenes Feuer ist wegen des stark torfhaltigen Bodens und der Gefahr von Schwelbränden nicht gern gesehen, Gaskocher sind aber kein Problem.
Estland, Lettland und Litauen.
In den Staaten des Baltikums darf meist wild gezeltet werden. Ausnahme sind lediglich Nationalparks und Naturschutzgebiete.
Osteuropa
In den meisten anderen Ländern Osteuropas ist Wildcampen verboten oder nicht einheitlich geregelt.
Südeuropa
In Südeuropa darf an sich flächendeckend nicht wild gecampt werden. Die Gesetze werden allerdings nicht überall mit der gleichen Strenge betrachtet. Aber: Offiziell ist es verboten. Lediglich in Spanien bekommt man vereinzelt Genehmigungen über die Gemeinde, sein Zelt für 1-2 Nächte aufzuschlagen.
Alpen
In Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich ist das Wildcampen generell verboten und wird teils mit sehr hohen Strafen belegt. Ausnahme ist lediglich ein begründetes Notbiwak (Verletzung, Erschöpfung, Wetter) im alpinen Gelände.
In der Schweiz ist die Regelung am lockersten: Hier ist das Zelten in den Bergen nicht explizit verboten. Das wird jedoch über die einzelnen Kantone geregelt, also gibt es keine einheitliche Gesetzeslage. Wenn, dann darf auch nur im alpinen Alm- und Ödland über der Baumgrenze gezeltet werden, außerhalb von Nationalparks, Naturschutzgebieten, Wildruhezonen und Jagdbanngebieten. Also informiere Dich vorab, wo Du Dein Zelt aufschlagen kannst und verhalte Dich respektvoll und ruhig.
Welche Bekleidung braucht man beim Zelttrekking?
Klar, das hängt in erster Linie von den klimatischen Bedingungen ab. Da aber vorwiegend in nördlichen Regionen wild gezeltet werden darf gehen wir einfach mal von diesem Fall aus.
Ganz allgemein hast Du durch die Campingausrüstung und Verpflegung bereits ein recht hohes Gewicht auf den Schultern. Das müssen die Knöchel auch in unebenem Gelände zusätzlich ausgleichen. Daher empfehlen sich für Trekkingtouren mit Zelt Bergstiefel oder hohe Wanderschuhe, die den Knöchel unterstützen. Dazu gehören natürlich Wandersocken.
Für kühle Nächte ist es ratsam, lange Funktionsunterwäsche einzupacken. Einige Funktionsunterhosen sind ebenfalls Gold wert, da diese auf langen Etappen nicht so leicht scheuern. Ein paar Shirts zum Wechseln gehören mit in den Rucksack. Hier empfiehlt sich Merino, da diese Wolle sehr langsam Gerüche annimmt und die Shirts auch mehrere Tage getragen werden können. Zwei Wanderhosen – eine am Körper, eine im Rucksack – sollten mit. So hast Du eine zum Wechseln, man weiß ja nie. Ob lang, kurz oder ZipOff, die Wahl Deiner Hosen hängt von den Bedingungen ab.
Für kalte Tage muss eine Isolationsjacke dabei sein. Die gibt es mit Daune oder Kunstfaserfüllung, es ist verblüffend, wie leistungsstark hier bereits sehr dünne Modelle sind. Darüber eine atmungsaktive Hardshell-Jacke und es kann regnen, stürmen oder schneien – egal! Auch eine Regenhose ist ratsam, ob das aber eine massive 3-Lagen Hose oder lediglich eine wasserfeste Nylonhaut ist, kommt auf die zu erwartenden Wetterverhältnisse an. Für einen kurzen Schauer reicht sicher die einfache Regenhose, für Schlechtwetter im Gebirge oder tagelangen Dauerregen im exponierten Gelände ist die atmungsaktive Hardshell-Hose sicher angenehmer.
Auch der Kopf will versorgt sein! Ein Hut oder eine Mütze zum Regen- und Sonnenschutz gehört mit ins Gepäck. Zusätzlich ein Schlauchtuch, das vor Wind und Kälte schützt und es kann nichts mehr schiefgehen.
Foto: deuter
Welche Ausrüstung ist beim Wandern mit Zelt nötig?
Ein Zelt. Ja, klar. Hier ist aber darauf zu achten, dass es die Anforderungen erfüllt. Es sollte einfach aufzubauen sein, ein geringes Gewicht und Packmaß haben und die zu erwartenden Bedingungen verkraften. Moderne Trekkingzelte haben meist eine silikonisierte Außenhaut und einen Boden mit mindestens 10.000mm Wassersäule (>> Hier erfährst Du was mit Wassersäule gemeint ist). Sie sind also zuverlässig regendicht und das Wasser drückt auch nicht von unten durch, wenn Du im Zelt liegst. Zudem muss das Zelt windstabil sein, also gut abzuspannen.
Zwei-Personen-Zelt? Drei-Personen-Zelt? Oder doch das ganz kleine Einser. Eine Frage musst Du Dir beim Kauf stellen: Wohin mit dem Rucksack? Soll der draußen bleiben? Dann kannst Du von der tatsächlichen Personenanzahl ausgehen. Soll alles mit rein und Deine Körpergröße erlaubt es nicht, dass der Rucksack an den Füßen liegt? Dann nimm ein Zelt für eine Person mehr. So ist am nächsten Morgen alles schön trocken und greifbar.
>> Zelte
Damit es schön warm ist, fehlt natürlich noch die Isomatte und der Schlafsack. Isomatten gibt es heute vorwiegend in aufblasbarer Form, entweder mit porigem Schaum, Kunstfaser oder Daune gefüllt. Nur so hält sie die Bodenkälte vom Körper fern. Eine Luftmatratze würde komplett auskühlen. Achte hier auf die Größe, nimm eine Isomatte, auf der Du genug Platz hast. Auch die Isolation ist unterschiedlich stark.
>> Isomatten
Beim Schlafsack zählt Packmaß, Gewicht und Wärmeleistung. Du solltest genügend Platz haben, um Dich im Schlaf bewegen zu können. Die Seite des Reißverschlusses kann übrigens gewählt werden, hier gilt: Linkshänder – Reißverschluss auf der rechten Seite, Rechtshänder – Reißverschluss auf der linken Seite. So kann man bequem über den Körper greifen und öffnen. Das Füllmaterial besteht entweder aus Daune oder Kunstfaser. Daune ist kleiner zu komprimieren, Kunstfaser ist nicht so feuchtigkeitsanfällig und wärmt oft selbst in nassem Zustand.
>> Schlafsäcke
Du bist autark unterwegs, also verpflegst Du Dich unterwegs auch selbst. Das heißt Riegel, Obst, Nüsse und natürlich Trekkingnahrung befinden sich mit im Rucksack. Um die meist gefriergetrocknete Nahrung zuzubereiten und Kaffee oder Tee zu kochen benötigst Du neben einem passenden Campingkocher mit Gas-, Benzin oder Multifuelbetrieb (>> alles zu Campingkochern), auch das nötige Geschirr und einen oder mehrere Töpfe. Geht es lediglich darum, Wasser abzukochen, kann man sich bereits mit ultraleichten, kleinen Töpfen aus Titan helfen, wird die Küche anspruchsvoller, bieten Hersteller wie Primus ganze Kochsets aus Edelstahl an.
Vergiss die Trekkingstöcke nicht. Gerade bei langen Touren mit schwerem Gepäck, sind Teleskop-Wanderstöcke eine nützliche Hilfe. Entlasten den Rücken und die Beine beim Auf- und Abstieg und dienen auch mal als extra Zeltstange um beispielsweise ein Tarp zu spannen.
>> Wanderstöcke
Foto: André Tappe
Was darf außerdem auf Trekkingtour nicht fehlen?
Da gibt es etliches an Accessoires und kleinen Ausrüstungsgegenständen, die Du nicht vergessen darfst.
Stirnlampe – Hände frei und trotzdem Licht. Die kleinen Lampen sorgen für schnelles Licht und stören bei keiner Tätigkeit
Erste-Hilfe-Set – Sehr wichtig! Ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set darf in keinem Wanderrucksack fehlen. Erst recht nicht, wenn sich die Zivilisation nicht gerade ums nächste Eck befindet. Pflaster, Verbandsmaterial und die nötigsten Medikamente müssen einfach dabei sein.
Feuerzeug – Gaskocher sind praktisch, aber nicht alle funktionieren mit Piezozündung – und auch die kann mal defekt sein. Da steht man ohne Feuerzeug schnell mal ganz schön dumm da. Also unbedingt mit einpacken. Für den Worst-Case am besten auch noch einen Feuerstahl. Der kann nicht kaputt gehen und ein Gaskocher lässt sich notfalls super easy mit den heißen Funken anzünden.
Taschenmesser oder Messer – Für diverse Reparaturen oder zur Nahrungszubereitung empfiehlt sich ein Messer. Entweder ein kleines Klappmesser oder die robustere feststehende Variante. Nur nicht übertreiben, am besten wählst Du ein Modell mit einer Klinge zwischen 9 und 11cm, das ist für alles praktisch zu gebrauchen. Beachte hier unbedingt die Gesetzeslage im Reiseland. In Deutschland darf die Klinge bei einem feststehenden Messer 12cm nicht überschreiten. Es gibt aber gerade für die Outdoorküche auch sehr praktische Klappmesser, die (hier) unproblematisch sind.
Schnur – Wäscheleine, Schnürsenkel oder Zeltleine – ein paar Meter Schnur können viel retten. Am besten mit ca. 3mm Durchmesser. Bei uns gibt’s beispielsweise Reepschnur. Super robust, belastbar und die Schnittstellen sind einfach mit dem Feuerzeug (auch hier wieder praktisch) zu versiegeln.
Flickzeug für Isomatte und Zelt – das ist häufig bereits im Lieferumfang enthalten, vergesst nur nicht, es mitzunehmen.
Powerbank – auch wenn das Smartphone hier draußen hoffentlich eher selten zum Einsatz kommt, für einen Notruf sollte es immer ausreichend geladen sein und auch um eventuelle Fotos ist es schade, wenn plötzlich der Akku leer ist. Eine Powerbank oder ein Solarladepaneel geben hier die Sicherheit, immer ausreichend Strom dabei zu haben. Vor allem auch fürs GPS sehr wichtig!
Wasserflasche / Trinkblase – Eine Trinkblase kann bei den meisten modernen Rucksäcken einfach entlang des Rückenteils verstaut werden und der Schlauch hat auch einen passenden Ausgang. So kann, auch ohne den Rucksack abzusetzen, ohne Schwierigkeiten getrunken werden. Wer lieber traditionell trinkt, greift zur Trinkflasche aus Edelstahl, Kunststoff oder Aluminium.
Funktionshandtuch – die kleinen Microfaser-Handtücher nehmen kaum Platz weg, sind superleicht, saugstark und trocknen schnell. So eins muss immer mit!
Müllbeutel – Nichts landet in der Natur! Ein Müllbeutel sollte immer dabei sein, so können Verpackungen, Reste oder Taschentücher sauber verpackt werden.
Waschbeutel – Zahnbürste, Cremes und ähnliches gehen offen transportiert schnell verloren, in den Tiefen des Rucksacks. Mit einem leichten Waschbeutel hast Du alles greifbar und sortiert.
Biologisch abbaubare Seife – Normales Shampoo, Duschgel oder Handseife belastet die Gewässer. Die dürfen auf Tour nicht verwendet werden. Es gibt aber kleine Flaschen mit biologisch abbaubarem Seifenkonzentrat von Relags oder Vaude. Die kann man in kleinen Mengen verwenden, ohne der Natur ein nachhaltiges Andenken zu hinterlassen.
Welcher Rucksack ist für mehrtägige Trekkingtouren zu empfehlen?
So und all das muss jetzt in den Rucksack. Schon ganz schön viel, was da zusammenkommt. Bei der Wahl des richtigen Rucksacks wirst Du vermutlich bei Modellen mit einem Volumen zwischen 55 und 70 Litern landen. Wichtig ist eine Aufteilung in Hauptfach, Bodenfach und Deckel. So kann alles gut erreichbar verstaut werden. Deinen Rucksack packst Du am besten folgendermaßen:
- Schlafsack und Isomatte im Bodenfach
- Alle allgemeinen Utensilien kommen ins Hauptfach, Schweres dabei am Rücken entlang packen, Leichtes vorne
- Kleinteile und Dinge die schnell greifbar sein sollen, kommen ins Deckelfach
(>> Rucksack richtig packen – hier erklären wir es)
Achte darauf, dass der Rucksack eine Regenhülle integriert hat, falls nicht, gibt es die auch einzeln.
Das Tragesystem muss unbedingt richtig einstellbar sein. Hauptgewicht (ca. 65 – 70 %) auf dem Hüftgurt, Restgewicht auf den Schultern. Die Schultergurte sollen angenehm sitzen und dürfen nicht drücken. (>> hier erfährst Du mehr zu den Rucksack-Tragesystemen)